Emma Thiele: "War schon schwer, wenn man eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird"

15.02.2021 –  Thorsten Eisenhofer

Emma Thiele (TuS Neukölln Berlin) blickt trotz ihres jungenAlters von 19 Jahren schon auf eine wechselvolle Karriere in der 1. Bitburger0,0% Triathlon-Bundesliga zurück. Wir haben mit ihr…

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Emma Thiele (TuS Neukölln Berlin) blickt trotz ihres jungen Alters von 19 Jahren schon auf eine wechselvolle Karriere in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga zurück. Wir haben mit ihr über unerwartete Erfolge, folgende Tiefpunkte, den harten Kampf zurück und die schwierige Entscheidung gegen den Hochleistungssport gesprochen.

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Emma, welche Ziele hast du in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga noch?

Ich habe noch nie vor Rennen über Platzierungen nachgedacht. Mein Ziel ist immer, das Beste zu geben. Aber natürlich wäre es toll, wenn ich noch einmal an 2018 anknüpfen könnte (Emma belegte beim Bundesligarennen im Kraichgau Rang 3 mit dem Team und Platz 15 im Einzel, Anm. d. Red.). Da lief alles so gut.

2017 steckte der TuS Neukölln Berlin zur Saisonmitte im Abstiegskampf. Dann starteten in Münster einige junge Athletinnen, unter anderem du, und plötzlich ging es bergauf.

Es war geplant, dass ich in dieser Saison mein erstes Bundesligarennen absolviere. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so gut laufen und ich gleich zwei Wettkämpfe absolvieren würde.

Beeindrucken eine junge Athletin die Atmosphäre und die bekannten Konkurrentinnen aus dem In- und Ausland nicht?

Ich wusste, was ich tue, dass es auf meine Leistung ankommt. Natürlich interagiert man mit den Konkurrentinnen, zum Beispiel in einer Radgruppe. Aber man ist für sein Rennen selbst verantwortlich und sollte sich nicht von der Konkurrenz beeinflussen lassen.

Hast du nach dem Hineinschnuppern in die Bundesliga gedacht, dass 2018 solch ein tolles Jahr werden würde?

Damit hat niemand gerechnet. Als im Kraichgau die Ergebnisse ausgehängt wurden, habe ich realisiert, dass das kein Traum ist, sondern gerade wirklich passiert. Das war schon ein toller Moment, den ich niemals vergessen werde. Es ist ein Moment, der einem hilft, wenn es mal nicht so läuft.

Wie zum Beispiel im Jahr darauf, als du auch die Belastung durch das Abitur hattest.

Es war schon schwer, wenn man seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird. Man fragt sich: Wie geht es weiter? Man ist bei Wettkämpfen nicht am Start, denkt, wenn ich besser gewesen wäre, dürfte ich auch starten. Das Jahr 2019 ist schon schwer gewesen. Aber aufgrund der Ergebnisse von 2018 wusste ich ja auch, dass ich es kann.

Hast du die Probleme auf das Abitur geschoben? Oder auch an dir selbst gezweifelt?

Da kam eines zum anderen. Man fängt irgendwann an, sich zu fragen, ob es nur am Abitur liegt oder auch an einem selbst. Ich habe am Ende der Saison bei einem kleinen Wettkampf gewonnen und aus dem Jahr mitgenommen, wie hart Sport sein kann, aber auch, dass es sich zu kämpfen lohnt.

Vermutlich hast du die Erfolge von 2018 immer im Hinterkopf.

Natürlich strebe ich danach, die Erfolge zu wiederholen, ähnliche Situationen zu erleben. Ich bin Ende der Saison 2018 auch in den Nachwuchskader 2 der Deutschen Triathlon Union berufen worden und habe mich mit der Frage beschäftigt: Wo kann es für mich noch hingehen? Ich habe dann für mich beschlossen, dass ich Sport und Studium vereinen möchte. Natürlich wäre es schön, wenn es mir noch einmal gelingt, die Kriterien für einen Kader zu erfüllen. Aber ich muss das nicht schaffen.

Du hast dich für den Leistungssport, aber gegen den Hochleistungssport entschieden.

Ja, es ist mir wichtig, mir ein berufliches Standbein aufzubauen.

Wie schwer war es, diese Entscheidung zu treffen?

Das war schon schwer. In meiner Familie gibt es niemanden mit Erfahrung im Hochleistungssport, der mir bei der Entscheidung behilflich hätte sein können. Ich habe die Entscheidung ganz alleine getroffen.

Du hast zwischen Abitur und Studium ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht, warum?

Ich wusste nach dem Abitur nicht genau, wo es hingehen soll, konnte mir vorstellen, etwas im Sportbereich zu studieren. Deshalb habe ich erst einmal ein FSJ beim BSV Friesen gemacht, um Erfahrung zu sammeln und zu schauen, ob der Sportbereich wirklich etwas für mich ist. Im Oktober 2020 habe ich dann ein duales Studium für angewandte Sportwissenschaften begonnen.

Warst du coronabedingt schon mal an der Universität?

Die Einführungswoche hat zumindest zum Teil vor Ort stattgefunden. Nun ist alles online. Es ist schon komisch, wenn man seine Kommilitonen nur online sieht. Die Praxisphasen mache ich beim inklusiven Sportverein Pfeffersport in Berlin. Das gefällt mir sehr gut und ich kann mir vorstellen, später auch mal im Bereich Bewegungspädagogik zu arbeiten.