"Die Jungs machen echt jeden Scheiß mit"

22.07.2021 –  Thorsten Eisenhofer

Kilian Bauer hat mit dem RSV Freilassing ESIN Racing das Rennen der Zweiten Liga Süd am Rothsee gewonnen und ist Zweiter in der Einzelwertung geworden. Wir haben mit ihm über Bundesligaträume, ein Vier-Mann-Team und das Erklimmen eines Piratenschiffs gesprochen.

Kilian Bauer

Kilian, du hast auf dem Rad am Rothsee attackiert und bist mit einigen Jungs vorneweggefahren. Fährst du gerne offensiv auf dem Rad?

Eigentlich wollte ich defensiv fahren, weil ich am Sonntag am Rothsee noch über die Olympische Distanz gestartet bin (Kilian belegte Rang vier in der Gesamtwertung, Anm. d. Red.). Generell finde ich es cool, wenn sich auf dem Rad etwas tut. Ich bin technisch ein guter Radfahrer und versuche das auszunutzen, trete auch gerne mal nach der Kurve hart an.

Zwei Rennen innerhalb von weniger als 20 Stunden waren sicherlich eine Herausforderung?

Ja, ich hatte am Samstag Geburtstag …

… dann mal noch Alles Gute nachträglich …

Danke. Und wir waren am Samstagabend noch im Biergarten und es ist sehr spät geworden. Die Nacht war entsprechend kurz. Umso höher ist die Leistung vom Sonntag einzuschätzen.

Ihr habt durch den Erfolg am Samstag nun in der Tabelle zum Triathlon Team DSW Darmstadt II, dem Gesamtsieger von 2018 und 2019, nach Punkten aufgeschlossen. War der Erfolg auch eine Kampfansage im Meisterschaftsrennen?

Es wäre sicherlich cool, am Ende der Saison oben zu stehen. Darmstadt hat aber den breiteren Kader und auch Athleten, die schon viel Erfahrung in der Bundesliga haben. Wir hingegen sind gewissermaßen ein Vier-Mann-Team, haben eigentlich zu wenige Athleten. Aber wir sind eine sehr homogene Mannschaft, was man auch an den Platzierungen vom Rothsee sieht: Zweiter, Dritter, 18. und 21.

Warum startest du gerne in der Liga?

Wir sind eine tolle Truppe, die viel Spaß zusammen hat. Am Samstag sind wir kurz vor dem Start noch auf ein Piratenschiff (ein Klettergerüst, Anm. d. Red.) im Startbereich geklettert. Für ein Foto. Die Jungs machen echt jeden Scheiß mit.

2019 seid ihr erstmals in der Zweiten Liga gestartet.

Wir sind aus der Regionalliga aufgestiegen. Beim ersten Wettkampf waren wir Siebter. Danach haben die Jungs gemerkt, dass wir ganz vorne mithalten können. Vor dem letzten Saisonwettkampf lagen wir nur einen Punkt hinter Baunatal (dem späteren Aufsteiger, Darmstadt II als Meister durfte als zweite Mannschaft nicht aufsteigen, Anm. d. Red.). Wir hätten also sogar in die Bundesliga aufsteigen können, konnten beim letzten Rennen aber nicht antreten, weil wir nur drei Athleten zur Verfügung hatten.

Dieses Jahr gibt es coronabedingt keine Aufsteiger. Ist die 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga langfristig euer Ziel?

Wir haben schon mal drüber gesprochen. Wir bräuchten auf jeden Fall einen Sponsor und noch zwei, drei gute Athleten. Zu viert, und teilweise ohne Betreuer, zu den Rennen zu reisen ist in der Bundesliga nicht umsetzbar.

Ich würde auf jeden Fall gerne mal in der Bundesliga starten. Am liebsten natürlich mit Freilassing. Falls das nicht klappen sollte, wäre ich einem anderen Team auch nicht abgeneigt.

Was reizt dich an der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga?

In den vergangenen Jahren sind echt coole Rennlocations dazugekommen, wie beispielsweise Berlin. Und ich kenne auch einige Bundesligastarter gut, wie zum Beispiel Simon Henseleit oder Thomas Ott. Gegen sie würde ich gerne mal wieder starten.

Ihr kennt euch aus dem Bayernkader.

2017 habe ich mich drei Wochen vor den Deutschen Meisterschaften in Merzig bei einem Radsturz verletzt, konnte bis zur DM nicht mehr schwimmen. Ich habe dann eine Platzierung um Rang 20 erreicht, es hat nicht mehr für ein weiteres Jahr im Kader gereicht. Rennen im Europa- und Weltcup, die mein Ziel waren, sind so unrealistisch geworden.

Ärgerst du dich darüber?

Nein. Ich habe ein Maschinenbaustudium begonnen und 2018 kaum trainiert. Es hat mir nach vier, fünf Jahren Leistungssport gut getan, mal etwas anderes zu machen. Ich will diese Zeit nicht missen, ich habe dadurch neue Freunde gefunden und tolle Dinge erlebt. Ich denke, ich habe dieses Jahr gebraucht, auch wenn der Wiedereinstieg 2019 echt hart war.

Nun hast du dich gut weiterentwickelt, im Vorjahr im Laufen eine Leistungsentwicklung gemacht und verschiedene Ziele.

Ich würde auf jeden Fall gerne in der Bundesliga starten, absolviere in zwei Wochen aber auch mein erstes Mitteldistanzrennen und möchte mich beim Ironman 70.3 in Maastricht für die WM qualifizieren. Wenn es auf der Mitteldistanz läuft, was ich denke, wird mein Weg mich langfristig auf die längeren Distanzen führen.