"Wir hätten Buschhütten gerne vom Thron gestoßen"

16.08.2021 –  Thorsten Eisenhofer

Selina Klamt (Triathlon Potsdam) hat im Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga in Nürnberg mit Rang vier ihr bislang bestes Bundesliga-Ergebnis erzielt. Wir haben mit der 20-Jährigen über eine Schrecksekunde, den Potsdamer Masterplan und die Verschiebung des Ziels der Entthronung von Buschhütten gesprochen.

Selina Klamt

Selina Klamt (rechts) mit Jolanda Annen.

Selina, Vierte in einem Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga. Der Rang dürfte dir einiges bedeuten.

Tatsächlich bedeutet mir der vierte Rang sehr, sehr viel. Durch eine Top-5-Rang in einem Bundesligarennen habe ich meine Kaderstatuts (NK1, Anm. d. Red.) für das kommende Jahr bestätigt. Darüber bin ich natürlich sehr glücklich. Generell ist es natürlich toll, hinter zwei Olympia-Teilnehmerinnen (Jolanda Annen und Zsanett Bragmayer, Anm. d. Red.) und der Deutschen Meisterin (Lisa Tertsch, Anm. d. Red.) Rang vier zu belegen.

Du warst schon bei der Junioren-WM dabei, der Junioren-DM auf dem Podium. Ist es trotzdem einer der größten Erfolge deiner Karriere?

Definitiv. Bei einer Junioren-WM oder -DM startet man nur gegen seinen Jahrgang und einen weiteren. In der Bundesliga sind nun Athletinnen aus vielen Jahrgängen dabei, viele ältere Athletinnen. Wenn man da so gut abschneidet, ist das natürlich erfreulich.

Hast du damit gerechnet, so gut abschneiden zu können?

Ich habe es gehofft. Und ich wusste, dass es machbar ist. Ich weiß, dass ich gut schwimmen kann. Ich weiß aber auch, dass ich eine gute Ausgangssituation fürs Laufen brauche – auch wenn die achtbeste Laufzeit schon ein Ausrufezeichen aus meiner Sicht ist.

Deine Potsdamer Teamkollegin Jolanda Annen hat auf dem Rad viel Führungsarbeit geleistet. Sie hat sicherlich ihren Anteil an deinem vierten Rang.

Ja, ich bin ihr riesig dankbar dafür. Mich ärgert es, dass nach dem Schwimmen sehr oft auf dem Rad eine große Gruppe entsteht – vor allem, wenn ich gut geschwommen bin. Alleine schaffe ich es jedoch nicht, den Abstand einer Gruppe zu behaupten. Daher war Joli eine riesen Unterstützung für mich.

Es gab also so etwas wie einen Potsdamer Masterplan?

Wir wollten als Team so gut wie möglich abschneiden. Und es war klar, wenn wir auf dem Rad gut arbeiten, dann ist das für uns als Team gut und natürlich auch für unsere Einzelplatzierungen (Jolanda Annen hat das Rennen gewonnen, Anm. d. Red.).

Eine Schrecksekunde gab es für dich. Am Wendepunkt der Radstrecke bist du gestürzt.

Ich weiß nicht, was da los war. Ich kann nicht sagen, ob mein Pedal den Boden berührt hat oder ob ich weggerutscht bin. Plötzlich lag ich auf dem Boden und habe versucht, so schnell wie möglich wieder aufzustehen. Ich dachte nur: ich muss den Anschluss an die Gruppe wieder schaffen. Zum Glück waren die Konkurrentinnen durch die Kurve sehr langsam und ich habe schnell wieder den Anschluss gefunden. Aber es war natürlich trotzdem blöd, dass ich mich hingelegt habe.

Du bist dieses Jahr in Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga Siebte und Vierte geworden.

Das sind super Ergebnisse für mich. In Berlin hätte ich schon nicht gedacht, dass ich Siebte werden kann. Das war schon super.

Ist das nächste Ziel nun das Podium?

Ich erwarte jetzt nicht gleich, im nächsten Rennen das Podium zu erreichen, aber ich würde natürlich auch nicht nein sagen, wenn mir das in einem der nächsten Rennen gelingt.

Buschhütten hat durch den Erfolg in Nürnberg in der Tabelle nun einen Zähler Vorsprung vor euch und die deutlich bessere Platzziffer. Das bedeutet, dass ihr beim Teamrennen in Saarbrücken zwei Ränge vor Buschhütten landen müsstet, um im Gesamtklassement noch an ihnen vorbeizuziehen.

Ich muss zugeben, dass die Buschüttenerinnen in Nürnberg sehr stark waren. Rang zwei, drei und fünf, viel besser geht es nicht. Durch das Ergebnis von Nürnberg können wir – realistisch gesehen – nicht mehr an ihnen vorbeiziehen. Das ist natürlich schade für uns, wir hätten Buschhütten gerne vom Thron gestoßen. Aber vielleicht klappt es kommendes Jahr.

Seid ihr stolz darauf, Buschhütten so lange Paroli geboten zu haben?

Selbstverständlich. Wir sind ein sehr, sehr junges Team. Julia (Bröcker, Anm. d. Red.) ist zum Beispiel erst Jahrgang 2003. Mit solch einer jungen Mannschaft Buschhütten so lange Paroli zu bieten, ist nicht schlecht.

Bis 2020 warst du noch Juniorin. Wie ist es nun, in der Altersklasse U23 zu starten?

Es ist tatsächlich interessanter. Es geht jetzt darum, in internationalen Rennen zu zeigen, was man drauf hat. Und es ist auch schön, so viel zu reisen, so viel zu sehen und Menschen aus anderen Nationen kennenzulernen.

Du hast dich auch gut in die Europacuprennen hineingearbeitet.

Meine Platzierungen sind von Rennen zu Rennen besser geworden. Und nicht nur meine Platzierungen sind besser geworden, sondern auch mein Renngefühl.

Beim Europacuprennen in Tiszaujvaros ging es unter anderem auch um einen deutschen Startplatz für die U23-WM. War der dein Ziel?

Ich bin natürlich hingeflogen, um mir das Ticket zu holen. Leider hat es nicht geklappt, ich habe aber trotzdem viel Erfahrung gesammelt.