David Breinlinger: "Vielleicht schreibe ich Simon Geschke mal"
28.09.2020 – Thorsten Eisenhofer
David Breinlinger (Team Nikar Heidelberg) hat beim Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga in Saarbrücken mit Rang zehn überrascht. Wir haben mit ihm über die Flucht nach vorne, virtuelle Duelle mit Radprofis und reale Duelle mit seinen drei Brüdern gesprochen.
[[$GalleryElement? &unique_idx=`2` &layout_id=`6` &layout_column=`col2` &layout_idx=`0` &layout_title=`` &lightbox=`0` &thumbnail=`` ]]David, hast du mit Rang zehn gerechnet?
Ich wusste, dass mir die profilierte Radstrecke entgegenkommt und dachte, eine Top-15-Platzierung könnte möglich sein. Mit einer Top-Ten-Platzierung habe ich nicht gerechnet. Ich habe auch erst gar nicht mitbekommen, dass ich in der Gesamtwertung unter den besten zehn bin. Das habe ich erst am Sonntagmorgen erfahren und dachte dann: Das hört sich gut an.
Gut hört sich auch dein zweiter Platz in deinem Lauf an, den du durch deine Attacke auf dem Rad „eingeleitet“ hast.
Ich habe mir schon vor dem Rennen überlegt, dass ich attackieren werde, wenn ich gute Beine habe. Die Beine haben sich gut angefühlt und ich habe in der ersten Runde schon mal angetestet. Dann habe ich mich zwei Runden ausgeruht und in der vierten Runde eine richtige Attacke gesetzt.
Nur Valdemar Solok konnte dir folgen.
Wir haben dann einiges an Vorsprung erarbeiten können. Blöderweise bin ich beim Wechsel nicht in den einen Schuh gekommen und hatte dann zu Beginn der Laufstrecke fünf, sechs Sekunden Rückstand auf Valdemar.
Die hattest du nach der ersten Laufrunde aufgeholt und lagst – zumindest kurzzeitig – in Führung.
Ja, für 100 Meter. Dann kam schon Jonny (Jonathan Zipf, der Sieger des Laufes, Anm. d. Red.) von hinten. Ich wusste, dass ich da nicht ganz mithalten kann, weil Jonny ein sehr starker Läufer ist.
Hast du zwischenzeitlich vom Sieg geträumt?
Es wäre natürlich cool gewesen, den Lauf zu gewinnen. Aber ein zweiter Rang ist auch ein Erfolg für mich. Um zu gewinnen, hätte ich vermutlich ein bisschen früher attackieren müssen oder wir hätten noch ein paar mehr Sekunden herausfahren müssen. Aber ich habe die Attacke vor allem deshalb gemacht, weil ich wusste, dass ich nicht der beste Läufer bin und dass ich ansonsten Vierter oder Fünfter werde.
Apropos Attacken auf dem Rad. Im letzten richtigen Bundesligarennen vor dem Wettkampf in Saarbrücken, dem Wettbewerb in Berlin 2019, gab es auch eine Radattacke von dir.
Die war ja nicht ganz so erfolgreich (lacht). Ich war vielleicht eine Minute vorne. Ich hatte gehofft, dass einige Athleten mitziehen. Aber alleine gegen eine Gruppe mit vielleicht 15 Athleten kann man das keine zehn Kilometer durchziehen.
Auf Strecken wie in Saarbrücken kannst du deine Radstärke besser ausspielen.
Durch mein geringes Gewicht (David wiegt etwa 55 Kilogramm, Anm. d. Red.) komme ich mit hügeligen Radstrecken besser zurecht. Wenn die Strecke flach ist, muss ich schon aufpassen, dass ich nicht aus der Gruppe fliege. Ich hoffe natürlich, dass es in Zukunft öfter solche Radstrecken wie in Saarbrücken gibt.
Dein Weg wird mittelfristig trotzdem auf die längeren Strecken führen.
Nächstes Jahr will ich auf jeden Fall noch in der Bundesliga starten. Ich hätte vor ein paar Wochen in Davos eigentlich meine erste Mitteldistanz gemacht (das Rennen wurde wegen eines Gewitters abgebrochen, Anm. d. Red.). So eine profilierte Strecke mit 1700 Höhenmetern liegt mir natürlich.
Warst du schon immer ein Bergfahrer?
Früher bin ich nicht so gut die Berge hochgefahren. Das hat sich erst so vor zwei, drei Jahren geändert. Da habe ich gemerkt: es fällt mir leicht. Auch in den Trainingslagern habe ich gesehen, dass ich weniger Probleme als andere habe, die Berge zu erklimmen. Auch wenn jetzt keine Welten zwischen uns liegen.
Dein Bruder Jonas, zuletzt Achter beim Weltcuprennen in Karlovy Vary, hat mir erzählt, er hatte dieses Jahr im Frühjahr bei einem gemeinsamen Training ziemlich Probleme, mitzuhalten.
Das war eine coole Tour. Ich bin morgens noch schnell von Freiburg (Davids Wohnort, Anm. d. Red.) nach Heidelberg (Heimatstadt der Breinlingers, Anm. d. Red.) gefahren, wo meine drei Brüder eine Tour machen wollten. Sie hatten eine coole Strecke rausgesucht, da wollte ich unbedingt mitfahren. Eigentlich sollte ich nach dem Trainingsplan nur drei Stunden, heißt 90 Kilometer, fahren. Es sind dann am Ende 170 Kilometer geworden (lacht). Und ich hatte ein bisschen wenig zu essen und zu trinken dabei.
Die anderen schienen aber größere Probleme zu haben.
Es kann sein, ich habe das gar nicht so mitbekommen. Sie haben nur danach gesagt, dass es für sie ziemlich hart gewesen sei.
Am Tag nach dem zehnten Rang beim Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga folgte für dich noch der Schauinslandkönig, ein Bergzeitfahren.
Der Schauinsland ist mein zweiter Hausberg nach dem Königstuhl (Heidelberger Hausberg, Anm. d. Red.), seit ich in Freiburg lebe. Ich fahre ihn gerne hoch.
Du hast das Rennen bereits 2019 gewonnen.
Ich hatte mir echt Gedanken gemacht, ob es gut laufen wird mit dem Rennen vom Vortag in den Beinen. Aber es hat dann erstaunlich gut geklappt. Ich habe 2019 zwar gewonnen, aber war mit meiner Zeit nicht so zufrieden (30:55, Anm. d. Red.).
Diesmal warst du in 28:41 Minuten mehr als zwei Minuten schneller und hast das Rennen erneut gewonnen.
Mein Ziel war es, unter 30 Minuten zu bleiben. Es ist ein prestigeträchtiges Rennen hier in Freiburg und ich bin stolz, es zweimal gewonnen zu haben. Simon Geschke (Teilnehmer der Tour de France, Anm. d. Red.) ist vor ein paar Wochen die Strecke gefahren und war auf dem Segment (laut Strava, Anm. d. Red.) 51 Sekunden langsamer als ich. Es ist natürlich nicht so ganz zu vergleichen, weil bei ihm war die Strecke nicht abgesperrt war und die Bedingungen anders waren. Aber vielleicht macht er ja 2021 mit? Ich sollte ihn mal anschreiben (lacht).
Kennen dich in Freiburg nun alle guten Radfahrer?
Es ist schon toll, dass Rennen zweimal gewonnen zu haben. Da macht man sich natürlich einen Namen. Aber es ist ein Amateurrennen, daher sollte man das nicht überbewerten.