Jara Brandenberg: "Das waren natürlich tolle zehn Sekunden, so ein Feld anzuführen"

19.01.2021 –  Thorsten Eisenhofer

Wir haben mit Jara Brandenberg (SSF Bonn Team artegic) überdas Gefühl, ein Rennen in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesligaanzuführen, eine (vermeidbare) Disqualifikation im ersten…

Die Finals - Berlin City Triathlon 2019

Wir haben mit Jara Brandenberg (SSF Bonn Team artegic) über das Gefühl, ein Rennen in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga anzuführen, eine (vermeidbare) Disqualifikation im ersten internationalen Wettkampf und die Anstrengung, in zwei unterschiedlichen Bereichen gut sein zu wollen, gesprochen.

[[$GalleryElement? &unique_idx=`2` &layout_id=`6` &layout_column=`col2` &layout_idx=`0` &layout_title=`` &lightbox=`0` &thumbnail=`` ]]

Jara, du hast coronabedingt seit rund eineinhalb Jahren keinen Wettkampf mehr bestritten. Wie fühlt sich das an?

Das ist schon ein komisches Gefühl. Mir fehlt eine Leistungsüberprüfung, ich will ja auch wissen, ob ich umsetzen kann, was ich trainiere. Allerdings war ich ganz froh, dass ich so in den vergangenen Monaten mehr Zeit für mein Studium (Jara studiert Jura, Anm. d. Red.) hatte. Die Bundesliga-Wochenenden sind immer tolle Wochenenden. Aber es bedeutet natürlich auch Stress, weil ich vorher und nachher noch mehr für die Uni machen muss. Trotzdem vermisse ich die Wettkämpfe derzeit sehr.

Wie kommst du mit der Doppelbelastung klar?

Man braucht schon ein hohes Maß an Selbstdisziplin, um beides zeitlich miteinander zu kombinieren. Leider muss man dann auch manchmal auf die eine oder andere Party verzichten, wenn die Freunde fragen, weil noch eine Vorlesung nachbereitet werden muss und am nächsten Tag wieder frühmorgens eine Trainingseinheit ansteht.

Es ist schwer, in beiden Bereichen Topleistungen abzuliefern. Konzentriere ich mich mehr auf eines der beiden Felder, leidet das andere. Daher bin ich auch mit meinen Platzierungen in der Bundesliga zufrieden.

Als Jugendliche hast du zwei Top-Ten-Ergebnisse bei Deutschen Nachwuchsmeisterschaften und ein Podium im DTU- Cup (Forst 2014) erreicht. Denkst du manchmal, im Triathlon wäre (noch) mehr möglich gewesen?

Ich war und bin im Laufen nicht gut genug. Ich hätte schon deutlich mehr tun müssen, um vorne dabei zu bleiben. Ich weiß nicht, ob ich das gewollt hätte und glaube auch nicht, dass ich so richtig erfolgreich geworden wäre.

War dir also schon früh klar, dass es nicht für ganz vorne reichen wird?

Natürlich habe ich mit 16 davon geträumt, Profi zu werden. Aber es sind in meinem Jahrgang schon immer einige besser gewesen und das war okay für mich. Ich war dann auch irgendwann nicht mehr so dahinter, habe zum Beispiel nach dem Abitur ein paar Monate in Südafrika verbracht. Das waren schon auch Entscheidungen für die Lebenserfahrung und dafür, nicht alles in den Sport zu investieren.

Ist dir diese Entscheidung schwer gefallen?

2017 bin ich im Bundesligarennen im Kraichgau dank eines guten zweiten Wechsels als erste Athletin auf die Laufstrecke gegangen. Vor Athletinnen wie Laura Lindemann, Rachel Klamer oder Sophia Saller. Das waren natürlich tolle zehn Sekunden, so ein Feld anzuführen. Man denkt in dem Moment natürlich, es wäre toll, wenn man in der Lage wäre, diese Position zu halten. Aber ich hatte zu diesem Zeitpunkt auch schon die Entscheidung getroffen, nach Südafrika zu gehen und ein Jurastudium zu beginnen.

Du hast gesagt, als 16-Jährige hast du von einer großen Karriere geträumt. Wie sah das damals aus?

Ich habe damals die WTS-Rennen in Hamburg im Fernsehen gesehen, die großen Rennen mit den großen Leuten. Da dachte ich natürlich, es wäre cool, da mal dabei sein zu können. 2015 hatte ich dann zwei Starts im Europacup. Das hat super viel Spaß gemacht, die Reisen in andere Länder, sich international messen zu können.

Dein erster Start im Europacup lief dabei nicht so gut. Du bist disqualifiziert worden.

(lacht) Ich war so aufgeregt und habe beim zweiten Wechsel meinen Radhelm nicht in die Box gelegt. Dafür gab es eine Zehn-Sekunden-Strafe. Die habe ich nicht bemerkt und habe das Rennen beendet. Ich habe mich über meine Platzierung gefreut, war glaube ich Zwölfte. Erst war ich total happy, dann kam die Disqualifikation. Das war natürlich super ärgerlich. Aber zum Glück durfte ich später im Jahr meinen Fehler ausbügeln und nochmal in Bled an der Startlinie stehen.