"Der Aufstieg war überwältigend und irgendwie nicht greifbar"

25.01.2023 –  thorsten eisenhofer

Die Karlsruher Lemminge sind überraschend in die 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga aufgestiegen. Wir haben mit Karlsruhes Claudia Wipfler (33) über einen ungeplanten Aufstieg, eine einmalige Chance und ein paar Tage des Zögerns gesprochen.

2022 Hannover Claudia Wipfler

Hallo Claudia, willkommen in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga. Seid ihr eigentlich selbst überrascht, dort starten zu können?

Total. Wir sind 2022 als Aufsteiger mit dem Ziel in die Saison der 2. Liga Süd gestartet, den Klassenverbleib zu schaffen. Wir wussten nicht einmal, ob wir eine realistische Chance darauf haben. Jetzt sind wir in der 1. Liga, was für uns eine riesige Ehre ist. Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet.

Ab welchem Zeitpunkt in der Saison war euch klar: da ist etwas möglich?

Nach dem vierten Rennen. Wir sind in Viernheim Dritte geworden. Und Sabrina Roth (eine der Karlsruher Athletinnen, Anm. d. Red.) hat dann ausgerechnet, dass wir den Aufstieg realisieren können, wenn wir in Hannover ein gutes Rennen zeigen. Dann haben wir noch einmal an unserer Taktik gefeilt – und die ist dann in Hannover genauso wie erhofft aufgegangen.

Wie hat es sich angefühlt, als ihr gemerkt habt, dass ihr den Aufstieg geschafft habt?

Es war überwältigend und irgendwie nicht greifbar. Und es war natürlich sehr emotional. Wir haben dann versucht, in den Tagen danach ruhig zu bleiben und erst einmal zu klären, ob für uns die 1. Liga überhaupt möglich ist, ob wir in unserer Konstellation - wir haben studien- und berufsbedingt einige Abgänge - eine Chance haben werden. Aber es war uns recht schnell klar: Diese einmalige Chance bekommen wir nicht noch einmal.

Der Mannschaft ist sogar der Durchmarsch gelungen.

Das ist schon krass. Auch der Aufstieg aus der Baden-Württemberg-Liga 2021 war überraschend und ein großer Erfolg. Kaum zu glauben, dass wir nun in der 1. Liga sind.

Ändert sich jetzt etwas?

Wir alle sind immer noch alle total euphorisch und total aufgeregt. Ich persönlich spüre einen positiven Stress. Ich werde ab April meine Arbeitszeit reduzieren, um den Aufwand 1. Liga stemmen zu können. Wir versuchen alle, das Projekt 1. Liga möglichst professionell anzugehen.

Du bist vor dem vergangenen Jahr nie in einer Mannschaft gestartet. Nun bist du in der 1. Liga. Ist das für dich quasi eine Chance, die aus dem Nichts kam?

Ich habe mich wahnsinnig gefreut, als vor der vergangenen Saison die Anfrage von Karlsruhe kam und ich seitdem die Erfahrung machen kann, in einer Mannschaft zu starten. Mir macht das richtig Spaß, fürs Team zu kämpfen und gemeinsam etwas zu erreichen. Ich finde, die Freude ist auch viel größer, wenn man zusammen etwas geschafft hat.

Der Saisonauftakt findet im Kraichgau statt. Ihr seid die Mannschaft, die die kürzeste Anreise hat.

Es ist ein Heimrennen und damit ein ganz besonderes für uns. Wir freuen uns riesig darauf. Von mir zu Hause sind es keine 30 Minuten bis Ubstadt-Weiher (Austragungsort des Rennens, Anm. d. Red.). Viele aus unserem Verein starten schon seit Jahren beim Ironman 70.3 (wird am Tag nach dem Erstliga-Rennen ausgetragen, Anm. d. Red.), dieser ist quasi das Heimrennen unseres Vereins.

Was ist für euch in der kommenden Saison möglich?

Wir sind keine Mannschaft, die vorne mitmischen wird. Für uns geht es darum, den Klassenverbleib zu schaffen. Ich hoffe, wir werden nicht Letzter, sondern können sogar Richtung Mittelfeld schauen. Wir geben jedenfalls alles dafür, arbeiten an unseren Schwächen und hoffen, dass wir konkurrenzfähig sind.

Was muss eintreten, damit du nach dem Saisonabschluss zufrieden auf die fünf Rennen zurückschaust?

Ich hoffe, dass wir dann voller Stolz auf die Saison schauen können und hoffentlich nicht gleich wieder abgestiegen sind, sondern den Klassenverbleib geschafft haben.