"Doof, wenn das ausgerechnet bei der Premiere passiert"

09.02.2022 –  thorsten eisenhofer

Antonia Gardeike (Team Bad Orb - Gesund im Spessart) blickt auf ihre erste Saison in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga zurück. Ein Gespräch über ein Debüt, wie man es sich nicht wünscht, 16-Stunden-Tage und unverhofft wahrgewordene Träume.

Antonia Gardeike

Antonia, wie hast du deine Premieren-Saison in der Bundesliga wahrgenommen?

Ich konnte beim Schwimmen überraschend gut mithalten und hatte dadurch bei den Einzelrennen in Nürnberg und Berlin eine gute Ausgangsposition. Das Coolste an den Bundesligarennen ist die Stimmung. Da wird man echt ein bisschen über die Strecke getragen. Was mich auch überrascht hat: Ich kannte zwar einige Athletinnen aus dem DTU-Jugendcup und anderen Rennen. Aber es hat mich ehrlich gesagt doch ein bisschen verblüfft, dass sich die Top-Athletinnen ganz normal mit mir unterhalten haben. Das war schon cool.

Was hattest du im Vorfeld erwartet?

Ich hatte keine Angst, aber schon Respekt vor der Bundesliga. Es war jetzt nicht so, dass ich dachte, die kleine Antonia ist in der großen Welt unterwegs. Aber es ist halt schon etwas anders, als in der 2.  Bundesliga zu starten.

Dein Start in die 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga im Rennen in Berlin verlief für dich – nun ja – nicht so wirklich wie gewünscht.

(lacht) Eigentlich bin ich mit dem Wettkampf zufrieden (lacht). Ich habe ein gutes Rennen gemacht und habe, kurz nachdem ich im Ziel war, erfahren, dass ich eine Zeitstrafe übersehen habe und disqualifiziert worden bin.

Es ist natürlich doof, wenn das ausgerechnet im ersten Bundesligarennen passiert. Das ist kein schönes Gefühl. Aber ich habe auf jeden Fall daraus gelernt, genauer auf die Anzeigen mit den Zeitstrafen zu schauen (lacht).

Du hast 2021 gleich bei allen vier Rennen an den Start gehen dürfen.

Das war für mein erstes Bundesliga-Jahr natürlich eine tolle Sache. Ich möchte mich nun, was die Platzierungen angeht, noch etwas verbessern, konstant im Mittelfeld um Position 25 landen. Ich habe bis Ende des vergangenen Jahres in Vollzeit gearbeitet und nun ein Fernstudium begonnen. So kann ich mich besser auf mein Training fokussieren.

Wie kamst du mit der Doppelbelastung klar?

Ich bin um sechs Uhr aufgestanden und war von sieben bis 17 Uhr arbeiten. Dann bin ich zu meinem Freund gefahren – er ist auch Triathlet (Paul Weigand, startet für das Team Brille 1 – KSV Baunatal in der Bundesliga, Anm. d. Red.) – und von dort sind wir dann weiter zum Training. Wir haben dann abends noch zwei bis drei Einheiten gemacht.

Ich habe es selten vor 22 Uhr ins Bett geschafft und war oftmals völlig fertig. Das ging schon an die Energie, vor allem in der Phase, in der ich noch für die Prüfungen in der Lehre lernen musste.

Hast du dir nie Gedanken darüber gemacht, aufzuhören?

Das hatte ich schon mal. Aber ich habe in Gemünden so tolle Trainingskollegen, die zugleich meine besten Freunde sind und einen unglaublich tollen Trainer (Herbert Lurz, Anm. d. Red.), der mich schon Jahre lang auf meinem Weg begleitet und unterstützt. Daher habe ich höchstens mal für Sekunden ans Aufhören gedacht. Wenn ich aufgehört hätte, das wäre nicht ich.

Was willst du 2022 mit deinem Team erreichen?

Wir haben das intern noch nicht besprochen. Ich persönlich strebe an, dass wir uns in der Gesamtwertung um ein, zwei Plätze verbessern (2021 belegte Bad Orb Rang zehn, Anm. d. Red.).

Welche sportlichen Träume hattest du?

Mir ist klar, dass ich es niemals zu Olympischen Spielen schaffen werde. Da bin ich Realistin genug. Vor ein paar Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich mal in der Ersten Bundesliga starten kann. Es ist toll, dass ich das geschafft habe. Nun will ich mich – wie gesagt – weiter verbessern.