"Action der Bundesligarennen hat mir schon gefehlt"

26.03.2019 –  Thorsten Eisenhofer

Christopher Hettich (Hep Performance Team Neckarsulm) wird nach fünfeinhalb Jahren Pause in dieser Saison wieder in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga starten. Im Interview spricht der…

Christopher Hettich (Hep Performance Team Neckarsulm) wird nach fünfeinhalb Jahren Pause in dieser Saison wieder in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga starten. Im Interview spricht der ehemalige deutsche Spitzenathlet über Rennen mit Daniel Unger, was er durch die Bundesliga gelernt hat sowie über die Ziele für die anstehende Saison und berichtet, was er am Leben nach dem Leistungssport genießt.

Welche Erinnerungen hast du an die Triathlon-Bundesliga?

Es war eine tolle Erfahrung, mit Idolen von mir an der Startlinie zu stehen. Ich habe mich im Hansgrohe Team Schramberg von der Landesliga hochgearbeitet. Ich erinnere mich noch gut an das Rennen am Schliersee in meiner ersten Bundesligasaison 2010. Jan Frodeno fehlte damals erkrankt. Ansonsten wäre ich zusammen mit ihm sowie Daniel Unger und Steffen Justus in einem Team gestartet. Und das als junger Athlet in meiner ersten Bundesligasaison.

Wie wichtig war die Bundesliga für deine Entwicklung als junger Athlet?

Sehr wichtig. In der Triathlon-Bundesliga können sich junge Athleten mit großen Namen messen. Athleten wie Patrick Lange, Jan Frodeno und Sebastian Kienle, die heute unseren Sport prägen, sind alle in der Bundesliga groß geworden und haben dort wichtige Erfahrung auf der Sprintdistanz gesammelt. Es gibt kaum einen Athleten, der heute auf der Langdistanz erfolgreich ist, und vorher nicht auf der Sprintdistanz gestartet ist. Gäbe es die Triathlon-Bundesliga nicht, müssten junge Athleten weit reisen, um ähnliche Erfahrungen zu sammeln.

Du hast 2017 deine Leistungssportkarriere beendet. Wie fit bist du noch?

Den Umständen entsprechend. Ich versuche, meinen Trainingsplan durchzuziehen. Aber die Prioritäten liegen jetzt eben auf meinem Job im kaufmännischen Bereich als Innovationsführer in den Bereichen Fitness und Lifestyle mit Arbeitszeiten von bis zu zehn Stunden am Tag.

Du bist bis schon von 2010 bis 2013 in der Triathlon-Bundesliga gestartet. Warum folgt nun ein Comeback?

Ich bin in den vergangenen Jahren in der Landesliga gestartet, weil das regionale Wettkämpfe und damit weniger Reisestress bedeutete. Jetzt habe ich wieder Lust auf die Bundesliga, will wieder vermehrt Sprintdistanzen absolvieren. Die Action der Bundesligarennen hat mir schon ein bisschen gefehlt.

Du traust es dir also noch zu, in der höchsten deutschen Triathlon-Liga mitzuhalten?

Ich werde sicherlich nicht mehr solche Positionen wie früher erreichen und es unter die Top 10 schaffen. Aber im Mittelfeld sollte ich mich schon noch platzieren können. Und ich denke, dass mit meiner Erfahrung auch mal eine Rang unter den Top 20 drin ist. Ich fühle mich noch wie Anfang 20, auch wenn ich mittlerweile 31 Jahre alt bin.

Welche Ziele hast du mit dem Hep Performance Team Neckarsulm?

Die Mannschaft ist nun in der dritten Saison in der Bundesliga und hat sich kontinuierlich gesteigert. Die Tendenz geht weiter nach oben, die Jungs entwickeln sich ja noch. Das Ziel ist diese Saison eine Top-Ten-Platzierung.

Dein großes Karriereziel waren die Olympischen Spiele 2016. Die Qualifikation hast du verpasst. Trauerst du der Chance noch nach?

Es ist natürlich bitter, wenn man ein Aspirant für Olympia ist und sich dann nicht qualifiziert. Es war die Chance meines Lebens. Ich hatte eine Karriere mit Höhen und Tiefen. Natürlich kann es immer besser laufen, natürlich hätte ich mich auf der Kurzdistanz gerne noch stärker etabliert. Aber ich bin zufrieden mit dem, was ich erreicht habe. Es hat nicht jeder das Glück, in seinem Sport der Weltbeste zu sein.

Nach dem Ende deiner Leistungssportkarriere hast du nun auch Zeit für viele tolle sportliche Erfahrungen wie zum Beispiel Bikepacking.

Ja, ich bin 2018 zum Beispiel ein verlängertes Wochenende an der Ostsee entlang gefahren. Ich habe es genossen, den ganzen Tag im Sattel zu sitzen und abends am Strand zu schlafen. Während meiner Leistungssportkarriere wäre das wegen der muskulären Belastung und der Erkältungsgefahr zu riskant gewesen. Da hätte ich nicht mit einem Schlafsack am Strand übernachtet.

Du hast gerade den B-Trainer-Schein Leistungssport gemacht. Mit welchem Ziel?
Ich habe vor 13 Jahren den C-Trainer-Schein gemacht und wollte mich nun weiterbilden. Wenn ich beruflich mal mehr Zeit habe, möchte ich meine Erfahrung gerne an Kinder und Jugendliche weitergeben.