Ursula Trützschler: Die Spätstarterin
27.03.2019 – Thorsten Eisenhofer
Ursula Trützschler (Sigma Sport Team Viernheim) war eine der Überraschungen der vergangenen Saison der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga.
Die 22-Jährige hat sich mittlerweile zu einer Athletin auf der Sprintdistanz gemausert, die für Top-Ten-Platzierungen in Frage kommt.
Das hätte nach einem ziemlich miesen Bundesliga-Debüt 2016 niemand gedacht.
[[$GalleryElement? &unique_idx=`2` &layout_id=`6` &layout_column=`col2` &layout_idx=`0` &layout_title=`` &lightbox=`0` &thumbnail=`` ]]Überraschendes erstes Bundesligarennen
Am zweiten Juni-Wochenende 2016 wollte Ursula Trützschler eigentlich bei einem Landesliga-Wettkampf starten. Sie hatte sich dem TV Mengen angeschlossen und für das eine oder andere Liga-Rennen zugesagt. Ein paar Tage vor dem Wettkampf fragte ein Vereinsverantwortlicher dann jedoch an, ob sie an jenem Wochenende nicht beim Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga in Ingolstadt starten könne. Eine Athletin hatte kurzfristig abgesagt. Jemand musste einspringen. Trützschler sagte zu.
Ihre Gedankenspiele waren folgende: Das Landesligarennen ging über die Olympische Distanz. Das Bundesligarennen „nur“ über die Sprintdistanz. Ein kleiner, aber gewichtiger Unterschied für einen Triathlon-Neuling. Denn Ursula Trützschler hatte bis zu diesem Zeitpunkt erst einen oder zwei Triathlons absolviert - so genau weiß sie es gar nicht.
Beim Debüt springt die Kette runter
Bis zum Start des Bundesligarennens in Ingolstadt dachte sie, sie habe einen guten Tausch gemacht. Dann verflog ihre Freude schnell. Sehr schnell. In der ersten Wechselzone sprang ihr die Kette des geliehenen Rennrads herunter. Sie verpasste dadurch den Sprung in eine Radgruppe. Das Ergebnis: Rang 55. Drittletzte. Fast 14 Minuten Rückstand auf die Siegerin. Alles andere als ein tolles Bundesliga-Debüt. „Der Unterschied zu einem Volkstriathlon ist schon gewaltig“, sagt die Studentin aus Heidelberg, die ihren ersten Ausdauerdreikampf ein Jahr zuvor gewonnen hatte.
Natürlich ist das Ergebnis aus Ingolstadt für sie auch heute, fast drei Jahre später, noch „enttäuschend“. Aber Trützschler kann mittlerweile mit viel Humor über ihre ersten Bundesliga-Wettkämpfe (es folgte noch Rang 52 in Düsseldorf) reden. Es spricht dann die erfahrene Athletin über die ahnungslose Anfängerin, bei der es schien, sie sei mehr aus Versehen zwischen all die Profis und Halbprofis geraten. Trützschler wusste eigentlich nichts über die 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga. Genaugenommen wusste sie noch nicht einmal besonders viel über Triathlon, wusste nicht, „wie das System Triathlon funktioniert“.
Starke Steigerung
Im Nachhinein ist Trützschler („Ich habe mich schrittweise an die Bundesliga gewöhnt“) jedoch froh über den schwierigen Einstieg. Weil dieser sie geerdet hat. Und weil sie nun prima Möglichkeiten zur Steigerung hat. Die Ursula Trützschler, die 2017 in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga startete, war schon eine ganz andere als jene Ursula Trützschler, die 2016 so einen schweren Einstand in der höchsten deutschen Triathlonliga hatte: Die Ränge 27, zweimal 29, 20 und einmal sogar Platz 14 wiesen einen steilen Aufstieg. Und in der vergangenen Saison, dann im Viernheimer Trikot, folgten fünf Top-15-Platzierung mit dem Höhepunkt im Kraichgau, als sie mit Rang sechs überraschte.
„Noch einmal zehn Plätze besser, ist ein bisschen viel“
Trützschler weiß selbst, dass diese enormen Verbesserungen von Jahr zu Jahr nicht endlos so weitergehen werden: „Noch einmal zehn Plätze besser, ist ein bisschen viel.“ Bislang war sie noch der Neuling, der erst 2015 seinen ersten Triathlon machte. Sie war eine Athletin, die eigentlich nur überraschen konnte. Druck hatte sie jedenfalls nicht. Das wird diese Saison ein bisschen anders sein. Denn natürlich erwarten nun alle, sie selbst eingeschlossen, ähnliche Ergebnisse wie 2018. Trützschler versucht, das locker zu sehen, sich nicht zu „strenge Platzierungsvorgaben“, wie sie das nennt, zu setzen. Sie sagt aber auch: „In dieser Saison regelmäßig in den Top 10 bis Top 15 zu landen, ist mein Ziel.“
Der Traum vom Weltcup-Start
Die ehemalige Schwimmerin ist eine Triathlon-Späteinsteigerin, die eine schleichende Entwicklung vom eher hobbymäßig betriebenen Schwimmen zum mittlerweile sehr professionell betriebenen Triathlon nahm. „Der Triathlon spielt mittlerweile eine sehr wichtige Rolle in meinem Leben“, sagt Trützschler. Einen Anteil daran hatte auch ihr studienbedingter Umzug nach Heidelberg.
Im Vorjahr startete sie zweimal im Europacup. Noch mit eher mittelmäßigen Resultaten – was sich aber in diesem Jahr ändern soll.
Schließlich träumt Ursula Trützschler davon, mal im Weltcup zu starten: „Das wäre schon cool.“ Eine tolle Entwicklung hat sie genommen, große Ziele sind noch vorhanden. Es war also gut, dass ihr erstes Bundesligarennen sie 2016 nicht vom Triathlon abgeschreckt hat.