"Gibt in allen Sportarten Athleten, die mich inspirieren und faszinieren"

25.03.2020 –  Thorsten Eisenhofer

Tim Siepmann hat mit Triathlon Potsdam im vergangenen Jahrein Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga gewonnen und Rang zwei imAbschlussklassement erreicht. Im Interview erzählt…

Tim Siepmann von Triathlon Potsdam feiert seinen 6. Platz beim Triathalon Bundesliga Rennen am 23.06.2019 in Düsseldorf, Foto: Joerg Schueler

Tim Siepmann hat mit Triathlon Potsdam im vergangenen Jahr ein Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga gewonnen und Rang zwei im Abschlussklassement erreicht. Im Interview erzählt er, warum ihm das noch nicht genug ist, warum er nicht Radsportler geworden ist und warum er auch Vorbilder außerhalb des Triathlons hat.

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Tim, 2018 hattest du Pfeiffersches Drüsenfieber. Wie schwer war die Situation für dich?

Es war nicht einfach. Ich hatte mir für die Saison viel vorgenommen. Ich habe lange auf die Diagnose warten müssen. Manchmal konnte ich trainieren. Manchmal nicht. Als ich dann endlich die Diagnose hatte, war ich erleichtert und traurig zu gleich. Ich wusste, ich falle aus. Aber ich wusste auch, es ist nichts Schlimmeres. Mir hat dann geholfen, dass es einige bekannte Sportler gibt, die Pfeiffersches Drüsenfieber hatten und danach starke Leistungen gebracht haben. Wie etwa Martin Fourcade (ehemaliger französischer Biathlet, unter anderem fünfmal Olympiasieger, 13-maliger Weltmeister und siebenmaliger Gewinner der Weltcup-Gesamtwertung, Anm. d. Red.). Das hat mir Hoffnung gegeben. Ich habe dann ja auch beim Rennen der Bundesliga in Tübingen ein Comeback geschafft, dass ich mir so nicht zugetraut hätte.

Hattest du trotzdem Zweifel?

Ja, am Anfang schon. Ich hatte ja Probleme, den Alltag zu bewältigen. Treppensteigen empfand ich zum Beispiel als sehr anstrengend. Und es gibt ja auch Beispiele von Sportlern, die Pfeiffersches Drüsenfieber hatten und kein Comeback mehr geschafft haben. Aber ich habe versucht, nicht an diese Beispiele zu denken, sondern nach vorne zu blicken.

2019 hast du dann ja auch ein gutes Jahr gehabt.

Das Ziel war es, zurück in die Schiene mit den internationalen Wettkämpfen zu finden. Das ist mir mit zwei Top-Ten-Platzierungen im Europacup gelungen. Für mich war es wichtig, in den Rennen viel Erfahrung zu sammeln und zu lernen, keine Fehler zu machen.

Welche Fehler kann denn ein junger Athlet wie du machen?

Das fängt schon beim Start an, wenn man sich bei der Positionswahl den falschen Platz aussucht. Da unterschätzt man gerne mal, wie wichtig das ist. Hat man sich da verzockt, bekommt man ganz schön auf die Rübe. Aber solche Fehler macht man nur einmal - und damit helfen sie einem in der Entwicklung.

Eigentlich darfst du als junger Athlet ja keine Fehler machen, weil du dich ansonsten im Ranking nicht verbesserst. Was wiederum einen schlechteren Platz bei der Positionswahl bedeuten kann.

Man braucht als junger Athlet schon fast ein perfektes Rennen, um Punkte zu bekommen. Grobe Fehler darf man sich daher nicht erlauben. Bei mir hat das vergangenes Jahr ganz gut in der Umsetzung geklappt. Ich habe auf jeden Fall mehr gewonnen (Damit meint Siepmann, dass der die zuvor angestrebte Platzierung erreicht hat) als verloren.

Du bist früher als Jugendlicher auch viele Radrennen gefahren. Was hast du dadurch gelernt?

Ich konnte mir von den Spezialisten viel abschauen. Die sind ganz anders ausgebildet als Triathleten. Bei Triathletenwettkämpfen waren wir oftmals nur zu viert oder zu sechst in der Gruppe unterwegs. Wir kannten uns alle gut, entsprechend defensiv sind wir gefahren. In Radsportrennen waren es dann 50 Jugendliche. Da geht es ganz anders zur Sache. Da bekommst du nichts geschenkt.

Was für Radrennen waren das?

Das war bunt gemischt. Mein erstes Rennen war ein Kriterium auf einem 2,5 Kilometer langen Rundkurs. Ich habe aber zum Beispiel auch an Bergzeitfahren teilgenommen. Mein erstes Rundstreckenrennen war in Holland im Rahmen der European-Junior-Cycling-Tour. Da waren Einzelzeitfahren, Kriterien und lange Rennen inklusive Kopfsteinpflasterpassagen dabei. Da hat man viel gelernt.

Welche Platzierung hast du da erreicht?

So etwas um Rang 20 herum. Das war schon in Ordnung (lacht).

Mit einem Wechsel zum Radsport hast du jedoch nie geliebäugelt?

Da hätte mir etwas gefehlt, weil ich auch sehr gerne schwimme und laufe.

Du hast Martin Fourcade angesprochen, der eines deiner Vorbilder ist. Dabei ist er Biathlet.

(lacht) Ich interessiere mich für verschieden Sportarten. Und es gibt in allen Sportarten Athleten, die mich inspirieren und faszinieren. Es gibt für mich auch nicht das Vorbild, sondern viele Vorbilder. Bei allen kann man sich etwas abschauen und das dann alles zusammensetzen. Wie bei einem Puzzle.

Was schaust du dir zum Beispiel ab?

Die Einstellung zum Sport. Beim Kader-Eröffnungslehrgang hat Daniel Unger (Triathlon-Weltmeister von 2007, Anm. d. Red.) einen Vortrag gehalten. Der hat mich unglaublich gepusht, obwohl ich eh schon heiß auf die Saison war. Daniel hat einfach gesagt: Ihr müsst trainieren, essen und schlafen. Darauf muss euer Fokus liegen.

Du bist in der Altersklasse U23. Wie schwer ist der Übergang vom Nachwuchs zu den Aktiven?

Es ist schon ein kritischer Punkt in einer Sportlerkarriere. Man ist nicht mehr klein und tritt gegen ausgewachsene Athleten an, die etwas auf dem Kasten haben. Man sieht aber natürlich auch, was möglich ist, wenn man da mithält. Junge Athleten bestreiten oftmals viele Rennen. Ihnen fehlt aber die Konstanz. Sie hauen einmal, zweimal einen raus, dann folgen wieder ein paar Rennen, die nur Durchschnitt sind. Ziel muss es sein, konstant gute Leistungen abzurufen.

Was heißt das konkret für 2020?

Ich will an die Leistungen von 2019 anknüpfen und mich gut präsentieren. Nicht nur im Europacup, sondern auch im Weltcup. Ich will den Sport weiterhin auf dem Level ausüben. Dafür sind natürlich auch die Starts in der Bundesliga wichtig.

Was ist dort mit Triathlon Potsdam das Ziel?

Wir wollen mit einem Team von jungen Stützpunktathleten die Bundesliga aufmischen. Wir hatten 2019 eine erfolgreiche Saison, haben das Rennen in Düsseldorf gewonnen. Das war ganz schön, aber wir haben noch nicht genug. Wir wollen den Erfolg wiederholen, also mindestens ein Rennen gewinnen. Am liebsten aber zwei oder drei und den Abstand nach ganz oben weiter verkürzen.