Philipp Dressel-Putz: "Bin kein Asket, dafür sind Süßigkeiten zu gut"
19.03.2021 – Thorsten Eisenhofer
Philipp Dressel-Putz (Team Berlin) hat in seinen fünf Jahren in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga schon viel erlebt. Ein Gespräch über die Leidenschaft für Süßigkeiten, eine überraschende Situation im ersten Rennen und den Kampf gegen den Stillstand.
[[$GalleryElement? &unique_idx=`2` &layout_id=`6` &layout_column=`col2` &layout_idx=`0` &layout_title=`` &lightbox=`0` &thumbnail=`` ]]Philipp, du studierst Ernährungswissenschaften. Wirst du von anderen Triathlet*innen regelmäßig nach Tipps zur Ernährung gefragt?
Ja, aber ich bin da nicht das beste Vorbild.
Warum?
Ich habe bislang nicht besonders auf die Ernährung geachtet, sondern alles reingehauen, was geht. Vor allem Süßigkeiten, besonders Schokolade und Gummibärchen. Ich habe dadurch nie zugelegt. Aber es war weder besonders gesund und schon gar nicht leistungsfördernd. Mittlerweile ist es allerdings besser geworden.
Ein Asket bist du aber weiterhin nicht?
Definitiv nicht. Dafür sind Süßigkeiten einfach zu gut. Es gibt viele Athlet*innen, die sich gesünder ernähren als ich. Aber ich versuche es Schritt für Schritt zu verbessern. Mein Vater (der zugleich sein Trainer ist, Anm. d. Red.) und ich haben vereinbart, dass ich unter der Woche so gut wie komplett auf Süßigkeiten verzichte und am Wochenende als Belohnung dann mehr essen darf.
Wirst du von Freunden regelmäßig um Ernährungstipps gebeten?
Meine besten Freunde stellen mir erst einmal Süßigkeiten hin, wenn ich vorbeikomme (lacht). Natürlich fragen sie, was ich im Studium so lerne und auch mal nach dem einen oder anderen Tipp. Ich tausche mich aber auch mit anderen Sportlern aus.
Im vergangenen Jahr wolltest du aufgrund des wenigen Schwimmtrainings eigentlich beim Zweitliga-Rennen in Erkner starten. Dann ist ein Teamkollege ausgefallen und du bist kurzfristig gefragt worden, ob du beim Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga einspringen kannst. Das hast du gemacht.
Es lief sehr enttäuschend, ich bin mit meiner Leistung überhaupt nicht zufrieden. Es ist das schlechteste Rennen, das ich bislang in der Bundesliga absolviert habe. Normalerweise belege ich einen Rang zwischen Position 30 und 40. Diesmal war ich 66.
Überwiegt dann nach einem Jahr mit so wenigen Rennen ein paar Tage später nicht doch die Freude darüber, dass du einen Wettkampf absolvieren konntest.
Nein, da hat immer noch der Frust überwogen. Gefreut habe ich mich nur darüber, viele Athlet*innen in Saarbrücken nach langer Zeit wiederzusehen.
Du bist vor Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga immer sehr nervös.
Da hat sich seit meinem ersten Rennen nichts geändert (lacht). Wobei, in mein erstes Rennen bin ich noch richtig locker reingegangen (2016 in Hannover, Anm. d. Red.). Ich habe damals gesagt bekommen, ich soll das Rennen genießen, egal, was am Ende rauskommt. Jetzt habe ich schon ganz andere Erwartungen. Und bin dementsprechend angespannt.
Klingt, als werde die Anspannung eher größer als kleiner?
Ja, man denkt viel mehr darüber nach. In meinem ersten Rennen war ich in der zweiten Radgruppe, unter anderem mit Richard Murray und Mario Mola. Ich fand das so faszinierend, ich habe mich fast gar nicht mehr auf das Rennen konzentriert (lacht). Nach dem zweiten Wechsel sausen sie einem zwar weg. Aber es ist trotzdem eine coole Erfahrung.
Deine beste Platzierung in der Bundesliga war Rang 29 im Jahr 2019 im Kraichgau. Was würdest du gerne noch erreichen?
Es wäre cool, wenn bei der Platzierung eine eins davor steht, also mindestens Rang 19. Das wäre die Erfüllung eines ganz großen Traums.
Ich fühle mich eigentlich auf den längeren Strecken wohler. Das war früher bei den Läufen schon so. Da bin ich lieber die 10. als die 5 Kilometer gerannt. Jetzt laufe ich am liebsten den Halbmarathon. Daher liegt es für mich nahe, langfristig auf die Mitteldistanz zu wechseln. Hawaii wäre natürlich der absolute Traum.
Ist es eigentlich demotivierend zu wissen, dass es vermutlich nie für eine Topplatzierung in der Bundesliga reicht?
Natürlich nervt es irgendwann, wenn man jedes Mal eine Platzierung zwischen Rang 30 und 40 einnimmt und es nicht weiter vorangeht. Aber man muss auch sehen, dass ich eine harte Belastung durch das Studium habe. Ich trainiere pro Woche im Schnitt 13 Stunden, habe immer von Januar bis April Prüfungsphase und oft Laborpraktika von acht bis 18 Uhr. In diesen Phasen ist nicht mehr als eine Laufeinheit am Tag möglich. Ich schließe im Sommer mein Bachelorstudium ab. Ich denke, danach habe ich den Kopf etwas freier für das Training.
Viele deiner Konkurrenten trainieren zwei- oder gar dreimal so viel wie du.
Mit denen kann ich natürlich nicht mithalten. Aber ich will da wieder mitmischen. Mein Ziel ist es, leistungsmäßig zu Athleten mit denen ich mich zu meiner Jugendzeit duelliert habe, wieder aufzuschließen.