"In der Nähe von Wasser fühle ich mich einfacher wohler"
30.03.2022 – Thorsten Eisenhofer
Lennart, die Saison 2021 war für dich eine unter neuen Vorzeichen.
Ich habe nach der Saison 2020 den Stützpunkt in Saarbrücken verlassen und bin nach Kiel gezogen, wo ich studiere. Für mich war die Saison 2021 eine Saison, um wieder reinzufinden. Ich habe weniger als am Stützpunkt trainiert und hatte ganz andere Bedingungen. Ich musste ja erst einmal schauen, wie es läuft.
Und …
Momentan läuft es gut. Mein Ziel ist es, auch unter den neuen Bedingungen 20 bis 25 Stunden die Woche zu trainieren. Derzeit geht es ganz klar in die richtige Richtung.
Was ist nun anders?
In Saarbrücken habe ich immer in einer großen Gruppe trainiert. Nun schwimme ich im Verein, Rad fahren und Laufen absolviere ich aber zum größten Teil alleine. Der logistische Aufwand ist nun deutlich größer, in Saarbrücken war alles direkt vor Ort. Aber auch in Kiel sind die Bedingungen nicht schlecht, ich habe drei Kilometer zur Schwimmhalle.
Du stammst aus der Nähe von Hamburg. War es dir wichtig, wieder näher bei deiner Familie zu leben?
Das ist mir schon wichtig. Jetzt ist es nur noch eine Stunde zu meiner Familie, in der Zeit am Stützpunkt war ich manchmal wochenlang nicht zu Hause. Und ich bin auch gerne in der Nähe von Wasser, da fühle ich mich einfacher wohler. Ich bin auch gerne mal in den Bergen, war letztes Jahr zum Beispiel mit meiner Freundin in Südtirol. Da fühle ich mich aber schnell eingeengt.
Mit dem Triathlon Team DSW Darmstadt warst du in der vergangenen Saison der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga Gesamtdritter.
Als Team haben wir besser als erwartet abgeschnitten. Wir waren 2019 – in der davor letzten regulären Saison – Vierter. Da war der Anspruch natürlich, nun auf das Podium zu kommen. Dass das geklappt hat, war für uns alle natürlich die Erfüllung eines Traums.
Für dich persönlich gab es bessere und nicht ganz so gute Bundesliga-Rennen.
Das stimmt. Zufrieden kann ich vor allem mit den Rennen in Potsdam und Nürnberg sein.
In Nürnberg bist du 17. geworden. Ist das eine Einzelplatzierung, wie du sie dir in der Bundesliga vorstellst?
Ich weiß, dass ich an einem guten Tag auch ein Top-Ten-Ergebnis schaffen kann. Aber auch ein Rang unter den ersten 20 ist ein gutes Ergebnis. In der Bundesliga geht es dermaßen eng zu. Schafft man es drei Sekunden früher aus der Wechselzone, wird man 14. Braucht man drei Sekunden länger, reicht es schon nur noch für Position 18.
Was nimmst du aus den Bundesligarennen mit?
Bundesliga ist für mich ganz, ganz viel Team. Ich starte seit 2016 für Darmstadt. Damals stand ich noch mit Thomas (Pignede, nun Sportlicher Leiter des Teams, Anm. d. Red.) zusammen an der Startlinie. Wir hatten von Beginn an unglaubliche Wochenenden, hatten unglaublich viel Spaß miteinander. Und auch wenn der Leistungsgedanke nun in Darmstadt Einzug gehalten hat – 2016 waren wir am Saisonende noch 14., nun haben wir es aufs Podium geschafft – spüre zumindest ich überhaupt keinen Druck. Wir haben viel Spaß – das macht für mich die Bundesliga aus.
In der kommenden Saison wirst du – Stand jetzt – in allen fünf Bundesligarennen dabei sein, dich aber auch auf den längeren Distanzen ausprobieren.
Ich habe Bock darauf, etwas Neues auszuprobieren. Und ich glaube auch nicht, dass man, nur weil man eine Mitteldistanz macht, auf den kurzen Strecken nichts mehr reißen kann. Mika (Noodt, Teamkollege in Darmstadt und 2021 in der Bundesliga und auf der Mitteldistanz mit starken Rennen, Anm. d. Red.) ist dafür doch das beste Beispiel.
Das Wichtigste ist, dass ich Spaß an dem ganzen Kram habe. Wenn etwas so viel Zeit im Leben einnimmt, sollte es auch Spaß machen und man mit Herzblut dabei sein. Wenn das so ist, dann kommen die Ergebnisse von selbst.