"Vor meinem ersten Rennen musste ich erstmal das Körbchen an meinem Rad abmontieren"
18.03.2022 – thorsten eisenhofer
Pauline, du bist als Zehnjährige von Kassel aufs Sportinternat nach Halle (Saale) gewechselt, um deine Karriere als Schwimmerin voranzutreiben. Wie war das für dich?
Ich wollte unbedingt auf das Internat. Am liebsten wäre ich schon zwei Jahre früher hingegangen. Davon waren meine Eltern allerdings nicht so begeistert. Sie fanden es auch nicht toll, als ich dann im Alter von zehn Jahren aufs Sportinternat bin. Sie haben sich extra eine Zweitwohnung in Halle gemietet, damit wir uns an den Wochenenden sehen konnten uns bis heute immer noch sehen.
Ich konnte nur ein bis zwei Wochen im Sommer und über Weihnachten nach Hause. Ich habe den Schritt nie bereut.
Du warst eine gute Schwimmerin, es hat aber nicht für ganz vorne gereicht.
Ab Ende 2017 gab es keine Leistungsentwicklung mehr. Dann habe ich Triathlon ausprobiert. Bei meinem ersten Wettkampf bin ich mit einem normalen Stadtrad gefahren. Das Körbchen habe ich erst kurz davor abmontiert.
Hoffentlich nicht erst vor Ort.
(lacht) Nein, aber am Morgen des Wettkampftages.
Am Anfang warst du vor allem im Aquathlon erfolgreich, bist 2018 WM-Dritte deiner Altersklasse geworden.
Ich hatte bei meinem Wechsel zum Triathlonsport große Probleme beim Radfahren. Vor allem auf den Bergabfahrten. In meinem ersten Trainingslager auf Mallorca bin ich zum Cap de Formentor fast langsamer bergab als bergauf gefahren (lacht). Mittlerweile fahre ich aber sehr gerne bergab.
Wie kam es zu dem Wandel?
Ich war mit Thomas Springer (gebürtiger Hallenser, der für Österreich 2016 an den Olympischen Spielen teilnahm, Anm. d. Red.) im Trainingslager auf Fuerteventura. Für mich war es eine Ehre, dass solch ein guter Athlet mit mir Radgefahren ist. Da musste ich schauen, dass ich bergab hinterherkomme.
2021 hast du dein Debüt in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga gegeben.
Ich war sehr nervös vor meinem ersten Bundesliga-Rennen in Berlin. Es war alles sehr aufregend für mich mit dem blauen Teppich, der Bundesliga-Musik vor dem Start und den vielen Top-Athletinnen. Ich bin meinem Team sehr dankbar, dass ich die Chance bekommen habe.
Du hast deine Aufstellungen mit den Rängen 41 in Berlin und 39 in Nürnberg gerechtfertigt.
Ich habe nicht mit diesen guten Ergebnissen in meinen ersten beiden Bundesliga-Rennen gerechnet und auch nicht damit, zweimal in die Wertung zu kommen. Aber im Endeffekt ist es auch egal, wer in die Wertung kommt. Hauptsache die Ergebnisse der Mannschaft sind gut.
Bist du stolz auf die beiden Ergebnisse?
Ja, schon. Ich bin stolz, dies erleben zu dürfen. Aber es waren beides keine super Rennen von mir. Es ist noch Luft nach oben.
Mit einem perfekten Rennen ist dann eine Top-30-Platzierung drin?
Ich will mich Schritt für Schritt weiterentwickeln und jedes Mal das Beste geben. Wenn es in der kommenden Saison für die Top 30 reicht, wäre das natürlich toll.
Und langfristig?
Ich habe das Glück, im September 2021 eine Ausbildung als kaufmännische Angestellte bei den Stadtwerken Halle begonnen zu haben. Ich bin extrem dankbar für die mir dort entgegengebrachte Unterstützung. So kann ich zum Beispiel morgens und nachmittags trainieren und habe auch weiterhin die Möglichkeit, an Trainingslagern teilzunehmen.
Dies gibt mir die Chance, mich in einem großartigen Umfeld weiterzuentwickeln. Natürlich bleibt gerade am Anfang dieser Doppelbelastung abzuwarten, wie ich mit diesen neuen Herausforderungen zurechtkomme. Im Moment jedenfalls macht es großen Spaß, und ich freue mich auf alles, was noch kommt.
Dresden startet seit 2019 in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga. Geht es erneut gegen den Abstieg oder wollt ihr mehr erreichen?
Das Ziel ist, sich langfristig im Mittelfeld zu etablieren. Die Top Ten in dieser Saison wären cool.