Jonas Osterholt: "Europameister zu sein, ist cool"
15.04.2020 – Thorsten Eisenhofer
Jonas Osterholt hat sich mit W+F Münster nach dem Aufstieg 2017 in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga etabliert. Das Team hatte zweimal nichts mit dem Abstieg zu tun. Im Interview spricht der 19-Jährige über eine Rettung in höchster Not, über fünf Freunde, die sich einen Traum erfüllen, und über den Wert eines EM-Titels.
[[$GalleryElement? &unique_idx=`2` &layout_id=`6` &layout_column=`col2` &layout_idx=`0` &layout_title=`` &lightbox=`0` &thumbnail=`` ]]Jonas, 2016 habt ihr Münster vor dem Abstieg aus der Zweiten Liga gerettet.
Es war damals das letzte Rennen der Saison. Münster drohte aus der Zweiten Liga abzusteigen. Robin Willemsen, mein Zwillingsbruder Cedric und ich wollten dies verhindern. Wir waren dann die drei ersten Athleten, die aus dem Wasser gekommen sind. Mit guten Platzierungen haben wir den Tagessieg geholt und den Abstieg verhindert. Im kommenden Jahr sind wir dann Gesamt-Fünfter der Zweiten Liga Nord geworden, obwohl wir nicht bei allen Rennen starten konnten. Die Wettkampftermine haben sich zum Teil mit dem DTU-Jugendcup überschnitten.
Keines der vor euch platzierten Teams wollte aufsteigen. Somit konntet ihr hoch in die 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga.
Das hat uns Norbert Aulenkamp, der Bundesligabeauftragte, angeboten. Und wir haben es angenommen.
Und dann seid ihr gleich Neunter im Gesamtklassement geworden. Ein Aufsteiger als Überflieger.
Das war natürlich ein super Ergebnis. Wir hatten damals fünf Athleten, die leistungssportlich trainiert haben. Der Rest des Teams war nicht so ambitioniert. Einige von uns konnten wegen Terminüberschneidungen mit anderen wichtigen Rennen auch nicht immer dabei sein. Daher hatten wir nicht mit solch einem guten Ergebnis gerechnet. Auch unser zwölfter Rang im vergangenen Jahr ist unter Berücksichtigung unserer Bedingungen und Möglichkeiten okay.
Im Einzel hast du es 2018 auf Rügen sogar in die Top Ten geschafft.
Das war schon ein super krasses Rennen. Es ist natürlich geil, solch ein Ergebnis rauszuhauen. Aber mitentscheidend für eine gute Platzierung ist natürlich auch immer die Anzahl an internationalen Topstars. Umso mehr dabei sind, desto schwerer wird es. Aber ich messe mich auch gerne mit denen und lerne von ihnen. Irgendwann ist man dann vielleicht auch auf diesem Niveau.
Ihr seid ein Team, in dem sich viele Athleten schon lange kennen.
Wir sind ein sehr familiäres Team. Im Endeffekt besteht unsere Mannschaft aus ein paar Leuten, die schon seit Jahren zusammen trainieren, die meisten kommen, wie ich, aus dem Münsterland, starten alle für den SuS Stadtlohn. Hinzu kommen ein paar Holländer, die uns in den Bundesligarennen unterstützen. Robin Willemsen, Eric Bennemann, Paul Völker, mein Bruder Cedric und ich gehören zu der alten Truppe. Wir sind nicht nur Teamkameraden, wir sind auch Freunde, die privat etwas miteinander unternehmen. Das unterscheidet uns von Mannschaften, die mit Stars aus dem Ausland starten, die für ein Wochenende zum Team stoßen.
Und nebenbei dürft ihr noch zusammen in der höchsten deutschen Triathlonliga starten.
Das ist schon cool. Es sind ja nicht nur die Rennen an sich, das ganze Wochenende ist ein Highlight. Man hat super viel Spaß miteinander.
2018 hast du im Kraichgau dein Bundesliga-Debüt gegeben.
Das war ein tolles Gefühl. Man ist gegen Athleten angetreten, die damals schon in der Weltspitze waren. Ich war richtig nervös (lacht).
Dafür lief es mit einem 15. Rang ja richtig gut.
Mein Bruder (Cedric Osterholt gab in dem Rennen ebenfalls sein Bundesliga-Debüt, Anm. d. Red.) und ich haben uns vorher ausgemalt, was wir zu leisten fähig sind. Wir haben alte Ergebnislisten angeschaut und sind zu dem Schluss gekommen, dass eine Top-30-Platzierung schon gut wäre. Dass es dann so gut werden würde, hätte ich vorher nicht gedacht.
Schaust du regelmäßig vor Wettkämpfen Ergebnislisten aus den Vorjahren an?
Das Rennen im Kraichgau 2018 war mein erstes Bundesligarennen. Da ist es vorher natürlich schwer einzuschätzen, wie gut man im Vergleich zur Konkurrenz ist. In solchen Fällen beschäftigte ich mich mit alten Ergebnislisten. Aber es gibt ja auch viele Wettkämpfe, da kennt man die Gegner. Da weiß man dann Bescheid.
Im vergangenen Jahr war dein Höhepunkt die Teilnahme an den Junioren-Europameisterschaften in Weert. Mit einem guten und einem nicht so guten Ergebnis.
Im Einzelrennen lief es nicht. Ich bin mit dem warmen Wetter nicht klargekommen. Mit dem Team Europameister zu werden, war natürlich super und ein versöhnlicher Abschluss.
Das klingt aber ein bisschen nach Understatement. Ein EM-Titel gewinnt ja nicht jeder.
Es war schon richtig cool. Aber das Einzelrennen ist eben wichtiger, da kann man zum Beispiel die Kadernorm holen. Wenn man im EM-Einzelrennen nicht so gut abschneidet und bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften Vierter wird, hat man den Kaderstatus für die kommende Saison eben nicht. Das ärgert einen natürlich.
Dafür kannst du dich Europameister nennen.
Das ist cool. Es ist immer noch ein bisschen surreal, sich so zu bezeichnen. Wenn man sich überlegt, dass ich früher den Sport aus Spaß gemacht habe. Und jetzt bin ich Leistungssportler und habe an einer EM teilgenommen. Da sieht man, wie die Ziele immer weiter steigen.
Du hast den vierten Rang bei der DM in Grimma angesprochen. Platz drei hätte zur Teilnahme an der WM gereicht.
Ich möchte den vierten Rang jetzt nicht schlecht reden. Aber wenn man eine WM-Teilnahme um einen Platz verpasst, ist das immer ärgerlich. Rang vier ist ein super Ergebnis, aber ich habe mir an diesem Tag einfach mehr erträumt. Wir sind allerdings auch ein starker Jahrgang mit vielen Athleten auf einem Niveau. Da spielt eben auch das Glück eine Rolle.
Ziehst du Motivation aus so einem knappen Scheitern?
Ja, auf jeden Fall. Ich finde es gut, wenn zehn Leute so gut sind wie ich. Dann macht man im Training noch eine extra Einheit. Wäre man der Überflieger, würde man es lassen, weil man weiß, dass man eh gewinnen wird.