Katharina Krüger: "Sonst hätte ich nie die Chance, Deutsche Meisterin zu werden"
05.05.2020 – Thorsten Eisenhofer
Katharina Krüger von Bayer 05 Uerdingen erzählt im Interview, warum ihr der Spagat zwischen Sprint- und Mitteldistanz so gut gelingt, warum sie schon viermal auf Hawaii war und welche Folgen ein Armbruch hatte.
[[$GalleryElement? &unique_idx=`2` &layout_id=`6` &layout_column=`col2` &layout_idx=`0` &layout_title=`` &lightbox=`0` &thumbnail=`` ]]Du hast für 2020 erstmals eine Profilizenz gelöst. Deine Ziele sind also große?
Schon. Es ist natürlich blöd für das erste Profijahr, dass man aufgrund der Coronakrise nicht weiß, ob und wann Rennen stattfinden können. Mein erstes großes Mitteldistanz-Rennen wäre schon Ende April gewesen. Aber man kann an den Umständen ja eh nichts ändern.
Warum hast du den Schritt ins Profilager gewagt?
2019 war mein erstes Jahr auf der Mitteldistanz. Ich habe in Marbella, in Heilbronn und in Bahrain die Rennen in meiner Altersklasse jeweils gewonnen. Bei der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft in Nizza bin ich Vierte geworden. Zum Teil hatte ich bei meinen Siegen einen großen Vorsprung. Daher habe ich mir gesagt: Ich glaube, ich kann den Schritt zu den Profis wagen und schauen, was passiert.
War es ein langfristiges Ziel von dir, auf der Mitteldistanz durchzustarten?
Ja. Früher war ich im Nachwuchskader, bin bei DTU-Jugendcups und bei Deutschen Meisterschaften auf der Sprintdistanz gestartet. Langdistanzrennen habe ich schon immer verfolgt, auch weil mein Papa schon vier Mal bei der Ironman-WM auf Hawaii dabei war. Das hat mich immer fasziniert. Ich habe es dann vergangenes Jahr mit der Mitteldistanz mal ausprobiert - und es hat super funktioniert.
Hast du dich mit deinen Ergebnissen selbst überrascht?
Die erste Mitteldistanz war ab dem 15. Kilometer beim Halbmarathon echt hart. Ich hatte vorher noch nie eine Kurzdistanz gemacht. Nur Sprintdistanzen. Ich kannte also Wettkämpfe, die über eine Stunde Belastungsdauer haben, gar nicht. Es war eher so ein Griff in die Glückskiste. Aber ein erfolgreicher.
Deine erste Kurzdistanz hast du erst absolviert, nachdem du schon zwei Mitteldistanzen gefinisht hast. Warum?
Ich habe erst Ende 2018 beschlossen, dass ich es 2019 auf der Mitteldistanz versuchen will. Meine erste Mitteldistanz war dann der Ironman 70.3 in Marbella. Der war im April. Davor gab es einfach keine Kurzdistanzrennen, die für mich infrage kamen.
Hat sich für dich etwas geändert, nachdem du nun eine Profilizenz hast?
Eigentlich nicht. Ich trainiere ähnlich wie zuvor und gehe weiterhin zur Uni - also derzeit wegen Corona halt nicht. Ich bin in das Regionalteam von Erdinger Alkoholfrei aufgenommen worden. Das war ein schöner und großer Schritt für mich.
Du bist gerade einmal 20 Jahre, hast mit 19 auf der Mitteldistanz debütiert. Das ist sehr früh.
Das stimmt. Aber ich wollte es unbedingt ausprobieren. Ich war davor wegen eines gebrochenen Armes fast eineinhalb Jahre verletzt, weil der Bruch nicht gut verheilt ist. Bis dahin war ich im Nachwuchskader, konnte die Kriterien dann natürlich nicht mehr erfüllen, weil ich verletzt war. Ich habe mich dann gefragt, was kann ich jetzt machen? Entweder ich versuche es über die Europacups oder eben auf der Mitteldistanz. Auch weil ich während der Verletzung kein Schwimmen trainieren konnte, habe ich mich für die Mitteldistanz entschieden.
Einen Europacup hast du 2019 trotzdem absolviert.
Das Ergebnis war allerdings nicht berauschend. Ich bin als eine der letzten Athletinnen aus dem Wasser gekommen. Trotzdem wollte ich Ende des vergangenen Jahres noch ein Europacuprennen absolvieren. Dann habe ich mich allerdings für die Ironman-70.3-WM qualifiziert.
Und das gleich bei deinem Mitteldistanzdebüt in Marbella.
Zuvor bin ich noch nie einen Halbmarathon im Wettkampf gelaufen. Ich wusste also nicht, was in der Schlussphase des Rennens auf mich zukommt. Aber die WM-Qualifikation hatte ich schon irgendwie im Hinterkopf. Ich wollte im Rennen selten etwas so sehr wie die Qualifikation.
Generell war es eine super Saison, du hast dir auch den Deutschen Meistertitel in deiner Altersklasse über die Mitteldistanz gesichert.
Natürlich ist es nur ein Altersklassen-Titel. Aber ansonsten hätte ich auch nie die Chance, mal Deutsche Meisterin zu werden.
Du warst dann bei der Ironman-70.3-WM als Starterin und anschließend bei der Ironman-WM als Zuschauerin.
Hawaii war für mich schon in der Off-Season. Ich habe trotzdem ein paar Trainingseinheiten gemacht und in der Woche vor dem Rennen auch am Zehn-Kilometer-Lauf teilgenommen, wo ich Dritte geworden bin. Aber ich war natürlich vor allem da, um meinen Papa anzufeuern.
Wann wirst du dort selbst an der Startlinie stehen?
Das ist ein Traum, seit ich ein kleines Kind bin. Ich habe schon oft verschiedene Athleten beim Ironman in Frankfurt an der Strecke angefeuert und die Stars bewundert. Mich reizt die Langdistanz. Aber die Rennen sind auch sehr lang. Deshalb werde ich das nicht in naher Zukunft machen.
Wie schwer ist der Spagat zwischen den Sprintdistanzrennen in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga und den Wettkämpfen über die Mitteldistanz?
Eigentlich absolviere ich Mitteldistanzen mit einem Training für die Sprintdistanz, das ein bisschen angepasst ist (lacht). Ich habe in den Jahren davor schon recht umfangreich trainiert und viele kurze Intervalle in das Training eingebaut. Daher fällt mir der Spagat nicht so schwer.
Welche Ziele hast du noch für die Bundesliga?
Der Fokus liegt natürlich auf der Mitteldistanz. Aber ich möchte mich bei Schwimmen auf jeden Fall weiter verbessern, sodass ich die Chance habe, die erste große Radgruppe zu erreichen. Platzierungsziele habe ich mir nicht gesetzt. Aber ich würde in Zukunft gerne noch ein bisschen besser als 2019 abschneiden. Im Einzel, aber natürlich auch mit der Mannschaft.