"Es ist gar nicht so anders, als sich bei einem Rennen zu sehen"

30.06.2020 –  Thorsten Eisenhofer

Simon Westermann hat zusammen mit seinen Teamkollegen vomREA Card Team TuS Griesheim am Sonntag das Zwift-Radrennen zum Auftakt derSaison der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga…

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Simon Westermann hat zusammen mit seinen Teamkollegen vom REA Card Team TuS Griesheim am Sonntag das Zwift-Radrennen zum Auftakt der Saison der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga gewonnen. Wir haben mit ihm über unerwartete Erfolge, Teammeetings über Videoschalten und die Aufregung vor Rennen zusammen mit einer Olympiasiegerin gesprochen.

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Simon, wie hast du das Zwift-Radrennen erlebt?

Es war sehr anstrengend, aber eine sehr witzige Aktion. Man fährt von Beginn an Vollgas. Nach zwei Minuten habe ich gedacht, wie soll ich das 50 Minuten durchhalten? Aber es hat dann gut geklappt und wir hatten ja auch ein positives Ergebnis.

Das ist jetzt aber eine leichte Untertreibung. Schließlich habt ihr das Rennen gewonnen.

Wir hatten keine großen Erwartungen, weil es natürlich kein richtiges Triathlonrennen im klassischen Sinne war. Man muss aber auch sagen: Viel realer geht es derzeit nicht. Keiner hat damit gerechnet, dass wir vom REA Card Team TuS Griesheim gewinnen werden. Wir hatten dann aber drei Athleten in den Top 10 (Dries Matthys (3.), Simon Westermann (9.) und Fabian Reuter (10.), Anm. d. Red.). Der Sieg ist natürlich toll, aber man darf nicht den Fehler machen, das auf die Realität zu übertragen. Trotzdem haben wir uns über die Leistung sehr gefreut und solch ein Erfolg tut dem Team natürlich gut, um ins Gespräch zu kommen.

War das Zwift-Radrennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga dein erster Wettkampf 2020?

Ja, ich wollte eigentlich früh im Jahr einen Europacup absolvieren (in Huelva, Anm. d. Red.). Der ist dann zwei Tage vorher wegen der Coronakrise abgesagt worden. Das Zwift-Radrennen war nun eine tolle Abwechslung vom Trainingsalltag. Es hat vorher schon ein bisschen gekribbelt.

Bundesligarennen sind immer auch Teamrennen. Wie hast du den Teamspirit erlebt?

Ich war dem Team per Zoom aus der Schweiz zugeschaltet, Dries war aus Belgien dabei. Beim Rennen waren wir nicht verbunden, da wollte jeder lieber seine Musik hören. Außerdem haben wir gesagt, wir verzichten lieber darauf, bevor wir technische Probleme bekommen und aus dem Rennen fliegen. Außerdem war bei den Jungs und Mädels in Griesheim ja auch noch der Hessische Rundfunk für einen Fernsehbeitrag zu Gast. Nach dem Rennen haben wir dann über Zoom noch eine Weile geplaudert. Es ist gar nicht so anders, das Erlebnis mit dem Team zu teilen, als wenn man sich bei einem Rennen sieht.

Du bist Schweizer, startest seit 2017 für das REA Card Team TuS Griesheim, was für dich ja fast so ein „Heimatteam“ ist.

Ich bin in Königstein im Taunus groß geworden. Meine Großeltern väterlicherseits wohnen noch immer da, weitere Verwandte mütterlicherseits leben auch in Hessen (im Rodgau, Anm. d. Red.). Durch meine Schwester bin ich zum Triathlon gekommen. Wir haben beim MTV Kronberg begonnen, waren bei den Anfängen des Königsteiner Kinder-Triathlons dabei. Ein Jahr war ich im hessischen Nachwuchskader, bin 2009 Hessenmeister im Nachwuchs geworden. 2010 sind wir dann in Schweiz gezogen, weil mein Vater beruflich gewechselt hat. Ich habe inzwischen einen Schweizer Pass bekommen, war in den Schweizer Nachwuchskadern und gehöre mittlerweile dem Elite-Nationalteam an.

Kannst du deine Starts in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga dann stets mit einem Heimatbesuch verbinden?

Es ist oft schwer, das zu verbinden, weil die Rennen ja quer durch Deutschland verteilt sind. Aber es ist auch schon vorgekommen, dass ich vor oder nach dem Rennen meine Großeltern besuchen konnte.

Deine Sternstunde ist bislang das Mixed-Relay-Rennen der World Triathlon Series (WTS) 2018 in Nottingham.

Da wurde ich sprichwörtlich ins kalte Wasser geworfen. Vier Tage vor dem Rennen habe ich erst Bescheid gesagt bekommen, weil sich ein anderer Athlet verletzt hat. Es stand ein großes Fragezeichen über meiner Leistung. Die Erwartungen waren groß, auch meine eigenen. Ich befand mich plötzlich in einem Team zusammen mit der Schweizer Olympiasiegerin Nicola Spirig. Ich konnte zum Glück damit umgehen. Ich habe als Schlussläufer auf Platz 6 übernommen und konnte diesen bis ins Ziel halten. Damit habe ich die Erwartungen übertroffen und mir Chancen eröffnet.

Apropos Chancen. Die Schweiz hat noch Chancen, sich für das Team-Relay-Rennen bei den Olympischen Spielen, die aufgrund der Coronakrise auf 2021 verschoben wurden, zu qualifizieren.

Wir haben ganz knapp eine Platzierung unter den Top acht verpasst, die eine direkte Olympia-Qualifikation bedeutet hätte. Es bleibt die Chance, sich über das Mixed-Relay-Qualifikationsevent zu qualifizieren. Das ist nun erst einmal verschoben worden. Wir haben auf jeden Fall ein paar gute Leute, deshalb bin ich recht optimistisch.

Lebt auch dein persönlicher Olympia-Traum?

Der lebt, ist aber auf die Spiele 2024 in Paris gerichtet. Mein Trainer und ich planen eher längerfristig.

Du würdest aber nicht nein sagen, wenn es schon früher etwas mit dem Olympia-Start werden sollte?

Natürlich nicht.