"Wenn alle leiden, macht das die Schmerzen erträglicher"
07.07.2020 – Thorsten Eisenhofer
Livia Eggler (TuS Neukölln Berlin) hat beim Zwift-Radrennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga in der Einzelwertung mit Rang zwei überrascht. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, warum sie dieses Jahr in der Bundesliga starten möchte, wie sie eine kritische Situation im Rennen durch Vollgasgeben überstand und warum ihr großer Traum aus Holz ist.
Livia, wie hast du das Zwift-Radrennen erlebt?
Es war eine tolle Erfahrung und hat super Spaß gemacht. Wir sind alle zusammen im Garten gefahren. Da sind ein richtiges Wettkampf-Feeling und ein echter Team-Spirit aufgekommen.
So etwas kanntest du noch gar nicht.
Genau. Es war mein erster Mannschaftswettkampf im Triathlon. Ich bin ja bisher vor allem auf den langen Distanzen daheim gewesen. Mit einem Team zu starten, ist etwas ganz anderes, als alleine auf der Langdistanz unterwegs zu sein. Das pusht ungemein. Der Support war echttoll. Untereinander - und auch durch die Trainer. Du weißt, dass alle leiden. Das macht die Schmerzen etwas erträglicher. Es war ein super Erlebnis. Wir haben danach noch gegrillt und zusammen gesessen.
Und dann ist für dich noch Rang zwei in der Einzelwertung herausgesprungen.
Ich hatte keine großen Erwartungen. Ich bin zwar in der ZTS-x-Paceheads-Serie zwei Rennen mitgefahren und habe einmal gewonnen und bin einmal Zweite geworden. Aber diesmal waren ja viel mehr Bundesliga-Athletinnen am Start. Ich bin dann während des Rennens auch noch aus der Spitzengruppe herausgeflogen, weil der Kontakt zum Internet für vier, fünf Sekunden weg war. Ich habe in dem Moment einfach weitergetreten, hatte keine Zeit drüber nachzudenken, ob ich damit draußen bin oder nicht. Ich wusste: Vollgas ist meine einzige Chance. Es hat zum Glück geklappt. Ich konnte die Gruppe wieder einholen.
Wie ordnest du den zweiten Platz ein?
Ich habe mich natürlich über die Platzierung gefreut. So ein Rennen ist aber nicht wirklich mit einem realen Rennen zu vergleichen. Daher habe ich meine Leistung lieber mit der aus dem Training verglichen. Und da bin ich sehr zufrieden, auch wie ich mich taktisch verhalten habe. Beim ersten Zwift-Wettkampf habe ich am Ende nur noch Sternchen gesehen. Das war diesmal nicht so. Im Gegenteil: Ich konnte viel Energie sparen. Ich habe mir am Tag vor dem Bundesliga-Zwift-Wettkampf extra noch mal Zwift-Radrennen von derselben Strecke angeschaut, um mir Tipps zu holen.
Es war dein erstes Rennen in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga.
Ich bin Anfang des Jahres wegen meines Jobs (Livia arbeitet als Architektin, Anm. d. Red.) von der Schweiz nach Berlin gezogen. Im Vorjahr war ich bei der Ironman-WM auf Hawaii am Start. Dieses Jahr will ich an meiner Grundschnelligkeit arbeiten und daher auch auf den kurzen Distanzen starten. Außerdem will ich mich im Schwimmen verbessern – das ist nun coronabedingt natürlich sehr schwierig. Ich kannte die Triathlon-Community in Berlin schon ein bisschen, immerhin habe ich in Berlin mit dem Triathlon begonnen. So bin ich dann auf den TuS Neukölln gestoßen. Es hat mich dann gefreut, als mich die Mädels gefragt haben, ob ich für ihre Mannschaft starten will.
Wie bist du zum Triathlon gekommen?
Ich komme eigentlich vom Laufen und habe schon im Alter von fünf Jahren die ersten Laufwettkämpfe bestritten. Ich hatte dann aber immer wieder Probleme mit dem Knie. Da ich aus einer sportlichen Familie komme und mein Vater Triathlon gemacht hat, habe ich mir gedacht, ich probiere das mal aus – und habe Gefallen daran gefunden.
Das war 2016. Drei Jahre später warst du schon in Hawaii dabei.
Ich bin ein Wettkampftyp und gute Resultate motivieren mich. Der bisherige Höhepunkt war Kona im letzten Jahr. Insbesondere beim Laufen bin ich nur so dahingeflogen. Aber trotzdem gibt es noch einiges zu verbessern: Ich schwimme erst seit 2016 Freistil und will mich da verbessern, an meiner Grundschnelligkeit arbeiten und dann noch mal nach Hawaii, um mit einer Holzschale zurückzukehren.