"Teamwettkämpfe sind immer Klassenfahrten"

29.07.2021 –  Thorsten Eisenhofer

Anika Weißkirchen und das SSF Bonn Triathlon Team gehören nach zwei guten Wettkämpfen in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga zu den Teams, die Dritte im Gesamtklassement werden können. Im Interview erzählt Anika, warum sie auch nach ihrer Schulzeit noch gerne auf Klassenfahrt geht, warum sie nach dem Abitur für zwei Jahre in ein Leistungsloch rutschte und warum sie auf manche Fragen eher langweilige Antworten parat hat.

Anika Weisskirchen

Anika, unter deinem Instagram-Post zum Rennen in Potsdam hast du geschrieben: „Auf Klassenfahrt mit dem SSF Bonn Triathlon Team“. Sind Bundesliga-Wochenenden für dich immer wie Klassenfahrten?

Teamwettkämpfe sind immer Klassenfahrten (lacht). Man ist mit Freund*innen unterwegs, verbringt viel Zeit miteinander. Wir vier Bonner Mädels teilen uns meistens ein Zimmer. Da wird dann nach der Ankunft im Hotel die Musik angemacht, alle sind gut drauf und haben Spaß. Wir freuen uns auf die Wochenenden und genießen die Zeit miteinander.

Aber irgendwann kommt dann auch noch die Anspannung vor dem Rennen?

(lacht) Klar. Die ist auch wichtig. Spätestens am Wettkampftag. Wir kennen uns auch alle schon so lange, dass man weiß, wem welcher Umgang guttut.

Wie muss man mit dir umgehen?

Ich bin eher die Hibbelige und Aufgedrehte. Ich brauche aber auch Zeit für mich, um mir auszumalen, wie das Rennen laufen kann, will alles im Vorfeld wissen. Ich will bestmöglich vorbereitet sein.

Du bist in den vergangenen Jahren in der Zweiten und in der Ersten Bundesliga gestartet. Fällt dir der Sprung zwischen den beiden Klassen leicht?

Ich habe glaube ich 2016 mein erstes Rennen in der Zweiten Liga gemacht. Moment, ich schaue mal auf meinem Zettel – auch auf das Interview habe ich mich vorbereitet. Genau, 2016 waren meine ersten Zweitligarennen, 2017 bin ich dann zweimal in der Ersten Bundesliga gestartet. Ich sehe mich mehr als Zweitligaathletin, die ab und an mal in der Ersten Bundesliga startet, was super cool ist. Mein Ziel ist es, öfter in der Ersten Bundesliga zu starten.

Wie nimmst du Unterschiede zwischen den beiden Klassen wahr?

In der Zweiten Bundesliga sind die Athletinnen nicht so angespannt, alles ist familiärer, man unterhält sich auch mal noch bis kurz vor dem Start. Vielleicht geht es in der Zweiten Liga auch lockerer zu, weil es um nicht so viel geht.

Du bist im Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga in Potsdam 32. im Prolog geworden, Sechste mit dem Team. Deine Leistung scheint doch gut genug für die Erste Liga zu sein.

Danke. Das mit der Leistung ist allerdings erst dieses Jahr so. Ich habe 2018 Abitur gemacht und bin danach in ein Leistungstief gefallen. Das lag zum einen daran, dass ich versucht habe, alles mitzunehmen, meine Freizeit zu genießen, viel zu reisen, aber gleichzeitig im Sport und an der Uni (Anika studiert Sonderpädagogik, Anm. d. Red.) gut zu sein, anstatt mich auf eine Sache zu konzentrieren. Zum anderen bin ich sehr spät in die Pubertät gekommen und hatte zu diesem Zeitpunkt mit den Folgen davon zu kämpfen. Aber ich wusste, dass es viele junge Frauen gab, die ähnliches durchgemacht haben und dass es irgendwann besser wird.

Warum hast du nicht die Freude am Triathlon verloren?

Das Training hat mir immer Spaß gemacht. Ich hatte Lust auf das Training im Team, obwohl ich mit mir selbst, beziehungsweise mit meiner Leistung, nicht zufrieden war.

Wie viel bedeutet es dir, dich durch dieses Tal gekämpft zu haben?

Sehr viel. Ich bin stolz darauf, weitergemacht zu haben.

Hast du Ziele, die du in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga noch erreichen willst?

Nee.

Steht dazu nichts auf deinem Zettel?

(lacht) Nee, dazu steht nichts auf meinem Zettel.

Ich wünsche mir, dass wir weiterhin gute Ergebnisse mit dem Team erreichen. Ich will aber auch in meinem Studium vorankommen und nicht für den Triathlon im Studium zurückstecken. Daher möchte ich mir nicht zu viel vornehmen, nicht zu große Ziele setzen.

Du hast also keine konkreten Platzierungsträume?

Wenn ich ganz ehrlich bin, nein. Das mag vielleicht langweilig klingen, aber ich bin da einfach realistisch. Aber ich würde meinen 32. Platz aus Potsdam natürlich schon gerne bestätigen oder im besten Fall noch ein bisschen verbessern.

Ihr seid derzeit Sechster, Rang drei im Endklassement liegt für euch im Bereich des Machbaren.

Es läuft gerade richtig gut bei uns und es wäre für uns die Erfüllung eines Traumes, wenn das klappt. Aber wir haben auf jeden Fall nicht den Druck, Dritte werden zu müssen.