Tom Eismann: "Wir haben den Sieg alle gebraucht"

02.07.2021 –  Thorsten Eisenhofer

Das Team Weimarer Ingenieure - HSV Weimar hat den ersten Wettkampf der Saison der Zweiten Liga Nord der Männer gewonnen. Wir haben mit Teamleiter Tom Eismann über Unsicherheiten vor einem Rennen nach langer Pause, die angestrebte Rückkehr in die 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga und Vorbild-Vereine gesprochen.

Team Weimar

Teamleiter Tom Eismann (rechts)

Wie groß war die Freude über den Erfolg?

Die war sehr, sehr groß. Es war toll, als Mannschaft wieder einen Wettkampf bestreiten zu können. Die Jungs waren deutlich aufgeregter als sonst.

Muss man da als Sportlicher Leiter regulierend eingreifen?

Überhaupt nicht. Die Anspannung war zwar sehr groß, die Jungs waren aber auch sehr fokussiert bei der Sache. Und sie haben die Anspannung dann auch sehr gut in den Griff bekommen. Im Nachgang des Rennens hat sie sich richtig gelöst. Die Jungs haben sich tierisch gefreut.

Es war euer fünfter Mannschaftserfolg in der Zweiten Liga.

Solch ein Erfolg ist für uns noch immer nichts Alltägliches. Wir wären auch mit Rang zwei zufrieden gewesen. Aber ein Sieg fühlt sich natürlich noch deutlich besser an (lacht). Wir haben den Sieg alle gebraucht.

Weil es so lange keine Rennen gab?

Ja, genau. Wir hatten zwar im vergangenen Jahr das Zwift-Radrennen, den Swim & Run und den Wettkampf in Erkner. Ohne das nicht würdigen zu wollen, ist es halt doch nicht dasselbe wie solch ein Rennen in Potsdam. Es war klar: es ist ein Wettbewerb, bei dem alle da sind, alle sich bestmöglich darauf vorbereitet haben und alle bestmöglich abschneiden wollen. Und dann hat noch eine andere Sache eine Rolle gespielt.

Erzähl …

Es war für uns das erste reguläre Ligarennen seit dem letzten Wettkampf der Saison der Ersten Bundesliga 2019 in Berlin. Damals sind wir abgestiegen. Die Welt hat sich aber – trotz Corona – weitergedreht. Und wir haben uns schon Fragen gestellt wie: Können wir in der Zweiten Liga mithalten? Man hat auch bei dem einen oder anderen Athleten angemerkt, dass er sich fragt, wo wir uns einordnen werden. Wenn man dann nicht ein halbes Jahr, sondern eineinhalb Jahre, auf das nächste richtige Ligarennen warten muss, stellt sich Unsicherheit ein.

Das Teamerlebnis war bestimmt auch besonders.

Das haben die Athleten lange nicht gehabt. Jeder hat sich für sich vorbereitet, die vielen Teamevents und Wochenendtrainingslager sind weggefallen. Die Jungs haben sich nur in Online-Meetings gesehen. Das Rennen in Potsdam zu erleben, hat allen einen Schub gegeben. Ich habe auch noch nie erlebt, dass unsere Jungs, die nicht vor Ort dabei waren, in der Intensität zu Hause mitgefiebert und die Daumen gedrückt haben. Es war cool, das zu beobachten.

Wie wichtig wäre es euch, am Ende der Saison Zweitligameister zu werden?

Das wäre für uns unheimlich wichtig. Unser Ziel ist es, zurück in die Bundesliga zu kommen. Das ist logischerweise nur über einen Meistertitel möglich, auch wenn die Corona-Statuen dieses Jahr keinen Auf- und Abstieg vorsehen.

Ihr habt mittlerweile auch eine zweite Mannschaft, die in der Regionalliga Ost startet. Die Strukturen bei euch werden professioneller.

Es ist schön, wenn das von außen auch so wahrgenommen wird (lacht). Als ich in Thüringen als Landestrainer angefangen habe, ging es darum, die Mannschaft in der Zweiten Liga zu halten, um den jungen Athleten einen Perspektive zu bieten. Nun geht es darum, die Perspektiven zu erweitern, die Nachwuchsarbeit weiter zu verbessern. Unser Vorbild ist da zum Beispiel das Triathlon Team Berlin und das SSF Bonn Triathlon Team. Die starten fast nur mit Athleten aus ihrem eigenen Verein und haben eine Mannschaft in der Ersten und eine Mannschaft in der Zweiten Liga.

Derzeit ist der Moment für eine zweite Mannschaft günstig, weil wir viele Nachwuchsathleten haben. Wir würden das gerne so „manifestieren“, dass wir eine Mannschaft für „fertige“ Sportler haben und eine für Athleten „in Ausbildung“ haben.

Mit dem Ziel, eine Mannschaft in der Ersten und eine Mannschaft in der Zweiten Liga zu haben?

Das wäre schön. Ich habe riesen Respekt vor der Arbeit, die zum Beispiel in Bonn geleistet wird. Wir verfolgen das sehr genau, versuchen das eine oder andere zu übernehmen.

Gibt es auch andere Teams, bei denen ihr euch etwas abschaut?

Ja, aber das „Modell“ Bonn ist für uns am passendsten. Wir schauen natürlich auch, was große Mannschaften wie das EJOT Team TV Buschhütten machen. Wir versuchen natürlich auch, von dort Dinge zu übernehmen. Aber das EJOT Team ist kein Ausbildungsverein im klassischen Sinne, da sind die Unterschiede dann doch sehr groß. Auch von Mannschaften mit einem Stützpunktsystem im Hintergrund können wir nicht so viel übernehmen.

In welchen Ligen und auf welchen Rängen würdest du gerne die Saison 2025 mit den beiden Teams abschließen?

(lacht, überlegt dann lange) Gute Frage. Wir wären super zufrieden, wenn wir mit der ersten Mannschaft in der Bundesliga auf Rang zehn wären und mit der zweiten Mannschaft in der Zweiten Liga im Mittelfeld. Das klingt jetzt nicht so super spektakulär. Aber wir werden auch dann keine Mannschaft sein, die großartig Topstars einkauft. Das Team wird sich vorrangig aus thüringischen Athleten zusammensetzen. Daher will ich zwar nicht ausschließen, dass wir vielleicht mal fünf Starter unter den ersten 20 in der Bundesliga haben. Realistisch gesehen wird das jedoch auch dann die schöne Ausnahme sein.