"In dem Moment als Tim meinte, wir sollen uns die Haare für das Zielfoto schön machen"
31.08.2021 – thorsten eisenhofer
Jannik, wie fühlt sich der Titelgewinn an?
Es sind gerade ganz viele Emotionen, es wird noch ein paar Tage dauern, bis ich das verarbeitet habe. Wir haben im Vorfeld angekündigt, den Titel holen zu wollen. Da mussten wir jetzt natürlich auch Taten folgen lassen.
Wann habt ihr beim abschließenden Lauf realisiert, dass es für den Titelgewinn reichen wird?
Ich würde gerne sagen, in dem Moment als Tim Hellwig meinte, wir sollen uns die Haare für das Zielfoto schön machen (lacht). Aber tatsächlich war es schon ein bisschen früher, beim vorletzten Wendepunkt, als wir gesehen haben, dass der Vorsprung auf Buschhütten weiter angewachsen ist und hinten Mario Mola, der frühere Weltmeister, zu kämpfen hat. Da waren wir uns sicher, dass jetzt schon sehr viel schiefgehen müsste, damit es nicht mehr reicht.
Tauscht man sich in solch einem Moment aus?
Wir wussten alle, wie es um die Konkurrenz bestellt ist, uns wurde ja minütlich der Vorsprung durchgegeben. Da muss man nicht großartig drüber sprechen. Ich war heute der Schwächste von uns im Laufen, hatte ein bisschen mit Seitenstechen zu kämpfen. Deswegen musste ich ab und zu sagen: „Jungs, macht ein bisschen ruhiger.“
Überlegt man sich im Vorfeld, wie man ins Ziel einläuft?
Nee, gar nicht. Man lässt die Emotionen für sich sprechen.
Im Schwimmen sah es in der zweiten Hälfte schon richtig gut aus, als Tim Hellwig und Jonas Breinlinger einen Vorsprung erarbeitet haben.
Das hatten wir entsprechend antizipiert. Wir waren sehr dankbar darüber, dass Buschhütten seine zwei starken Schwimmer vorne platziert hat, während wir sie am Ende eingesetzt haben. So lag Buschhütten zunächst vorne, Lasse Priester und ich haben versucht, dran zu bleiben, was uns leider nur bedingt gelungen ist. Als wir dann aber gehört haben, wie Tim und Tyler (Jonas‘ Breinlingers Spitzname, Anm. d. Red.) einen Vorsprung herausarbeiten konnten, war das natürlich der Wahnsinn.
Welche Bedeutung hat dieser Erfolg für euch?
Für uns ist die Triathlon-Bundesliga viel Spaß, so blöd es klingt. Aus professioneller Sicht gibt es Rennen, die deutlich wichtiger sind. Aber das soll den Erfolg keineswegs schmälern. Da sind so viele Leute im Hintergrund involviert, denen dieser Erfolg heute ein dickes Grinsen und auch die ein oder andere Träne im Auge beschert hat. Das Team gibt es seit 18 Jahren. Es ist toll, dass es nun zu einem krönenden Abschluss gekommen ist und es uns gelungen ist, den FC Bayern München des Triathlonsports zu schlagen.
Was bedeutet es euch, den Titel zu Hause gewonnen zu haben?
Für uns als Team hatte das Rennen Priorität und kam mit großer Vorfreude einher. Für Tim beispielsweise war schon seit Monaten klar, dass er hier starten wird. Auch ich habe hier bis vor zwei Jahren gelebt, Luftlinie von hier 20 Meter, das ist natürlich sehr speziell. Die Runde, die wir heute im Wettkampf gelaufen sind, die bin ich damals zehnmal pro Woche gelaufen.
Gibt es in den kommenden Jahren nun ein Duell auf Augenhöhe zwischen dem EJOT Team TV Buschhütten und dem Hylo Team Saar?
Ich bin davor für das Schunk Team TV Mengen gestartet (zog sich nach der Saison 2018 aus der Triathlon-Bundesliga zurück, Anm. d. Red.), daher bin ich etwas vorsichtiger, was solche Prognosen angeht. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man als Team im folgenden Jahr noch in der gleichen Besetzung an den Start geht – gerade wenn man nicht die finanziellen Mittel hat wie Buschhütten. Aber wir haben unsere Fühler ausgestreckt, wollen unserem Stil treu bleiben, weiterhin mit jungen, vorrangig deutschen, ambitionierten, gut gelaunten Athleten durchstarten. So werden wir auch in den kommenden Jahren um die Spitzenplätze mitkämpfen.