Anabel Knoll: "Das ist mir ein bisschen peinlich"
24.09.2020 – Thorsten Eisenhofer
Anabel Knoll (SG Triathlon one Witten) hat nach einigen verletzungsgeprägten Jahren mit dem zweiten Rang beim Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga in Saarbrücken ein Erfolgserlebnis verbucht. Im Interview spricht sie über Probleme beim Aufsteigen aufs Rad, erklärt, wie das Vater-Tochter-Verhältnis ist, wenn der Papa zugleich der Trainer ist und erzählt, wie einen jahrelange Aufs und Abs prägen.
[[$GalleryElement? &unique_idx=`2` &layout_id=`6` &layout_column=`col2` &layout_idx=`0` &layout_title=`` &lightbox=`0` &thumbnail=`` ]]Anabel, eine Frage zum Rennen in Saarbrücken muss sein, auch wenn du sie bestimmt schon öfter gestellt bekommen hast. Was war da los beim Aufsteigen auf das Rad?
(lacht) Das ist mir ein bisschen peinlich (lacht). Ich hatte einen zu schweren Gang eingelegt und bin dann auf dem einen Schuh beim Treten abgerutscht. Dann wird es natürlich schwierig in Schwung zu kommen, wenn es leicht bergauf geht.
Trotz des Missgeschickes ist es für dich ja noch gut gelaufen. Hast du im Vorfeld damit gerechnet, Zweite zu werden?
Ich habe schon mit einer Top-Drei-Platzierung geliebäugelt. Aber es ist dann natürlich umso schöner, wenn es klappt.
Dabei hat dieses Jahr für dich ja nicht so gut begonnen, im Trainingslager in Thailand hast du dir den Ellenbogen gebrochen.
Ein Trainingskollege hat die Radflasche verloren, sie ist mir ins Hinterrad geflogen und ich bin gestürzt. Das ist blöd gelaufen. Ich konnte zwar recht schnell wieder laufen und auch bald wieder auf der Rolle fahren, aber mit dem Schwimmen musste ich fast vier Monate aussetzen. Das hat sich zum Glück mit der Phase überschnitten, in der aufgrund des Corona-Lockdowns die Schwimmbäder eh geschlossen waren.
Wie bist du mit dem Rückschlag umgegangen?
So etwas ist immer blöd und unnötig. Aber alles passiert für einen Grund. Es wird irgendetwas Gutes haben, auch wenn ich jetzt noch nicht weiß, was.
Ist es etwas Besonderes, von seinem Vater trainiert zu werden?
Ich kann mir keinen anderen Trainer vorstellen. Es gibt aber Momente, vor allem nach Wettkämpfen, da würde ich mir manchmal wünschen, er wäre mehr der Papa und weniger der Trainer.
Er war ein erfolgreicher Athlet. Ist er auch ein Vorbild?
Definitiv. Jeder Athlet möchte seinen Eltern etwas zurückgeben für den Einsatz, den sie bringen. Wenn der Papa dann zugleich noch der Trainer ist, will man noch mehr zeigen, was man kann.
Wie hast du seine Karriere miterlebt?
Ich habe Erinnerungen an einige Rennen als kleines Mädchen, bei denen ich mit ihm durch das Ziel gelaufen bin. Ich habe durch ihn erfahren, was es bedeutet, Triathlon als Leistungssport zu machen. Aber meine Eltern haben mich als Kind auch bewusst etwas ferngehalten von dem Ganzen, ich wusste gar nicht so genau, was er da macht. Ich war damals ja auch sehr klein und habe erst später erfahren, dass er ganz gut war. Dadurch habe ich den Sport nicht von der leistungssportlichen Seite kennengelernt, sondern konnte ihn mir später selbst durch Spaß am Sport erschließen.
Also war der Weg in den Triathlon für dich auch kein vorgegebener?
Nein. Meine Eltern wollten, dass ich Sport mache. Aber es war ihnen egal, welche Sportart ich auswähle. Ich war Schwimmerin und Leichtathletin. Ich habe dann selbst entschieden, an einem Schul-Triathlon teilzunehmen, ohne Druck von meinen Eltern. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es im Schwimmen nicht für ganz vorne reicht und dass ich nicht schlecht Laufen kann. Dann ist Triathlon als Sportart natürlich naheliegend.
2014 hast du dann dein erstes Rennen in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga gewonnen.
Es hat damals alles zusammengepasst, obwohl ich Achillessehnenprobleme hatte und nur gestartet bin, weil ich dem Team etwas zurückgeben wollte. Der Erfolg war für mich als junge Athletin gut. Holst du solch einen Sieg, traust du dir das auch für die Zukunft zu. Auch wenn ich im Rückblick auf die letzten sechs Jahre natürlich sagen muss: Es ging ganz gut los, wurde dann etwas holprig und jetzt geht es wieder bergauf.
Warum musste es erst holpriger werden?
2014 war ein gutes Jahr. Dann habe ich Abitur gemacht. Ich war auf keiner Sportschule, da war das natürlich eine sehr stressige Zeit. Ich habe damals den Sport auch noch eher aus Spaß und gar nicht so aus leistungssportlicher Überzeugung gemacht. Nach dem Abitur bin ich dann zum Studium in die USA gegangen, mit dem Fokus auf das Laufen. Innerhalb von drei Jahren habe ich mir drei Ermüdungsbrüche zugezogen. Seit 2019 geht es gesundheitlich bergauf - und das spiegelt sich nun auch in den Ergebnissen wieder.
Hattest du Zweifel, ob es noch Sinn macht?
Jeder Sportler hat mal Zweifel. Natürlich fragt man sich, warum schon wieder ich? Aber viel stärker als die Zweifel ist die Freude, den Sport ausüben zu können, den man so gerne macht. Und wenn es dann gut läuft, wie in diesem Jahr, ist das natürlich umso schöner.
Im kommenden Jahr finden vermutlich Olympische Spiele statt.
Olympia 2021 ist nicht mein primäres Ziel. Ich weiß, um mich zu qualifizieren, brauche ich einen super Tag, da die anderen Mädels auch echt stark sind. Ich schaue daher eher auf 2024.