"Habe erst gar nicht mitbekommen, dass ich Fünfte bin"
15.09.2020 – Thorsten Eisenhofer
Tanja Neubert (ProAthletes KTT 01) hat bei ihrem „Heimspiel“ in Saarbrücken mit Rang fünf in der Tageswertung der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga überrascht. Wir haben mit ihr, darüber gesprochen, welchen Anteil Ironman-Siegerin Anne Haug an ihrer WM-Qualifikation 2018 hat, warum sie als langjährige Schwimmerin Schwächen im Wasser hat und was sie aus nicht so guten Jahren mitnimmt.
[[$GalleryElement? &unique_idx=`2` &layout_id=`6` &layout_column=`col2` &layout_idx=`0` &layout_title=`` &lightbox=`0` &thumbnail=`` ]]Tanja, Rang fünf in einem starken Feld. Bist du überrascht?
Wenn ich ehrlich bin, hatte ich keine feste Platzierung im Blick. Es war durch die einzelnen Startwellen schwierig, das Ergebnis einzuschätzen.
Dann war die Freude vermutlich umso größer.
Ich habe erst gar nicht mitbekommen, dass ich Fünfte bin (lacht). Ich habe es dann erst auf dem Handy gesehen, weil mein Freund (Chris Ziehmer, Anm. d. Red.) und meine Mama mir geschrieben haben. Da habe ich mich natürlich sehr gefreut.
Es ist deine beste Platzierung in der Bundesliga und auch ein kleines Ausrufezeichen.
Es ist eine Platzierung, die ich gerne mal erreichen wollte. Ich habe im vergangenen Jahr keine guten Ergebnisse in der Bundesliga erzielt, weil ich es mir oft schon mit dem Schwimmen versaut habe und dann in einer sehr schlechten Ausgangsposition war. Jetzt möchte ich so eine Top-Platzierung natürlich auch mal in einem Bundesligarennen mit Massenstart erreichen.
Für dich war der Wettkampf auch dein Heimrennen.
Ja, ich wohne und trainiere seit Anfang des Jahres in Saarbrücken und es war schön, hier einen Wettkampf zu absolvieren. Wir sind im Training oft auf der Zweier-Runde (also der Laufrunde, die am Samstag zweimal bewältigt werden musste, Anm. d. Red.) unterwegs.
Fühlst du dich nach ein paar Monaten in Saarbrücken schon zu Hause?
Ich habe mich hier schnell eingelebt. Ich fühle mich echt wohl hier. Chris und ich sind zusammen in eine Wohnung gezogen, die recht nahe am Trainingsgelände liegt. Wir haben auf dem Weg dorthin nicht mal eine Ampel.
Jetzt musst du dich eigentlich nur noch im Schwimmen verbessern.
Das ist meine schwächste Disziplin, seit ich Triathlon mache, obwohl ich ja vom Schwimmen komme.
Wie kann das sein?
Ich bin als Schwimmerin nur Brust geschwommen. Da gibt es in Wettkämpfen nur Streckenlängen bis zu 200 Metern. Ich war gut, habe an Deutschen Jahrgangsmeisterschaften teilgenommen. Aber für den Triathlon musste ich zum Kraulen wechseln und das war für mich eine echte Herausforderung.
2017 warst du noch bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften im Schwimmen dabei, bist im Triathlon aber auch schon Deutsche Vizemeisterin der Jugend A geworden. Fiel dir die Entscheidung, mit dem Schwimmen aufzuhören, schwer?
Ich hätte früher nie gedacht, dass ich mal mit dem Schwimmen aufhöre. Ich habe aber auch weiter ab und zu mit meiner Schwimmtrainingsgruppe trainiert. Dadurch war es ein schleichender Prozess. Das hat mir den Abschied vom Schwimmen erleichtert und Triathlon hat mir dann auch mehr Spaß gemacht.
Außerdem lief es 2018 im Triathlon richtig gut. Du warst bei der Junioren-EM und –WM am Start. Kam das überraschend?
Ich habe mit der Qualifikation für die EM geliebäugelt. Aber ich wusste auch, dass im Nachwuchsbereich so viel passieren kann.
Und dann gab es in Tartu sogar Silber im Mixed Relay.
Mit meiner Leistung im Einzel war ich nicht so zufrieden. Aber es war auch mein erstes internationales Rennen. Ich bin zuvor nie in einem Junioren-Europacup gestartet. Da macht man natürlich den einen oder anderen Fehler, den man hätte vermeiden können. So ein Wettkampf ist mit einem DTU-Jugendcup überhaupt nicht zu vergleichen. Der Medaillengewinn mit der Staffel war toll. Es war eines der schönsten Rennen, das ich bislang hatte.
Und dann hast du dir beim Bundesligarennen in Tübingen ein paar Wochen später gleich noch das WM-Ticket geholt.
Ich habe gewusst, dass die Chance da ist und wollte sie nutzen.
Am Ende warst du sogar Neunte. Daran hat auch die Hawaii-Siegerin Anne Haug einen kleinen Anteil.
Wir sind zusammen aus dem Wasser gekommen und mein damaliger Trainer Roland Knoll hat mir zugerufen, ich soll an ihrem Hinterrad bleiben, dann komme ich nach vorne. Am Ende der Radstrecke hatten wir auch nur noch einen kleinen Rückstand auf die Spitzengruppe. Annes Füße konnte ich auf der Laufstrecke zwar nicht mehr halten, aber am Ende war es trotzdem ein sehr guter Lauf (lacht).
2018 lief also super, da waren die Ambitionen für 2019 sicherlich auch groß.
Klar ist es das Ziel, sich weiter zu verbessern. Ich wollte erneut die EM-Qualifikation schaffen. Aber es läuft eben nicht jedes Rennen optimal. Es ist schade, dass es in den Wettkämpfen nicht so funktioniert hat. Aber das bringt einen als Athleten auch weiter.
Was hast du mitgenommen aus 2019?
Ich wusste, woran es liegt, das hat man ja klar gesehen: am Schwimmen. Wenn man nach dem Schwimmen nicht vorne dabei ist, hat man schlechte Karten. Wir haben in den vergangenen Monaten daran gearbeitet. Und es ist schön zu sehen, wenn man Verbesserungen erzielt.