"Der eine oder andere spendet nach dem dritten Bier gerne etwas für unser Teamkonto"
27.09.2023 – thorsten eisenhofer
Adi, drei Zähler hattet ihr am Saisonende Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Habt ihr zwischenzeitlich gebibbert, ob es mit den Frauen für den Klassenerhalt reicht?
Wir hatten für das Abschlussrennen in Hannover ein starkes Team – und dann ist es doch enger geworden als gedacht (lacht).
Generell war dieses Jahr eine große Bewegung in der Tabelle. Das Niveau der Liga ist noch einmal gestiegen. Viele Mannschaften hatten zumindest eine Topathletin pro Rennen am Start. Auch wir haben gemerkt: Wir müssen unser Niveau weiter erhöhen, brauchen eigentlich in jedem Wettkampf eine Sportlerin, die für ein Resultat um die Ränge 15 bis 20 gut ist.
Wie schwer ist es, eine Top-15-Athletin nach Bad Orb zu locken?
Das ist nicht ganz so einfach. Wir haben auch Kontakte nach Spanien, die wir vielleicht für nächste Saison nutzen. Aber knapp 1.000 EUR für eine Athletin für Flug und Begleitung auszugeben, fällt mir derzeit noch schwer.
Wir haben leider niemanden, der über Jahre Kontakte zu sehr schnellen Athletinnen aufbaut, oder einen Talentscout. Ich bin auch kein Freak im positiven Sinne wie Peter (Grüber, Teamleiter vom TSV Amicitia Viernheim, Anm. d. Red.), der das super macht, Europacup-Ergebnisse durchforstet und Listen mit potentiellen Athletinnen anlegt. Auch wenn ihm das vergangene Saison nicht geholfen hat (nach Rang fünf 2022 belegte Viernheim verletzungsgebeutelt 2023 Platz 14, Anm. d. Red.).
Wie sieht es mit guten deutschen Nachwuchsathletinnen aus?
Es gibt viele gute junge deutsche Athletinnen, die sich bei mir melden und von denen sicherlich die eine oder andere im kommenden Jahr für Bad Orb in der Bundesliga starten wird.
Leider hat es mit der Verpflichtung von Marielle Bouchti (Deutsche Juniorenmeisterin 2023, Anm. d. Red.) nicht geklappt, mit der ich im Austausch stand, die sich aber leider für Berlin entschieden hat.
Auch Therese Feuersinger, bislang für Serienmeister Buschhütten, der sein Team zurückgezogen hat, am Start, war ein Thema.
Wir haben mit Yasmin Rieger und Theresa Moser zwei weitere Österreicherinnen im Team, die Therese auch sehr gut kennen. Wir hätten Therese gerne verpflichtet. Sie hat mir aber mittlerweile mitgeteilt, dass ihr Prioritäten woanders liegen.
Generell steht derzeit die Höhe unseres Budgets für kommendes Jahr noch nicht ganz fest. Aber ich bin hinsichtlich des Etats guter Dinge, sodass wir uns für die nächste Saison hoffentlich weiter verstärken können, vielleicht auch mit ein oder zwei Athletinnen aus dem europäischen Ausland.
Apropos Gelder. Die treibst du – salopp gesagt – zum Teil in Hotels ein.
Es lohnt sich, dass wir teilweise in schönen Hotels und Appartements absteigen (lacht). An der Hotelbar oder in der näheren Umgebung lerne ich abends hin und wieder Geschäftsleute kennen, die nach dem dritten Bier ganz begeistert sind von unserem Sport und unserem Team. Die finden so eine ambitionierte Triathlonmannschaft echt gut und spenden dann einfach mal so drei- bis vierstellige Beträge auf unser Teamkonto.
Bad Orb startet seit 2020 in der 1. Liga. Wie zufrieden bist du mit der Entwicklung?
Wir wollen natürlich langfristig unter die Top-10 kommen. Was jedoch im Vordergrund steht, ist der Zusammenhalt. Das Miteinander ist ebenso wichtig wie der sportliche Erfolg. Mir ist es lieber, wir gurken weiter hinten herum und werden Zwölfter, haben aber eine tolle Teamchemie und Spaß, anstatt Rang drei oder vier zu erreichen und keinen Spaß zu haben.
Ich will auch kein Team, das sich nur im Sommer sieht. Deswegen machen wir über das Jahr verteilt mehrere Trainingslager zusammen – auch wenn man das Geld sicherlich auch als Startprämie für eine Top-Athletin einsetzen könnte.