Franzi Fleck: "Ich fühle mich jedenfalls nicht als Omi"
13.10.2020 – Thorsten Eisenhofer
Franziska Fleck ist 42 Jahre alt und startet für das REA Card Team TuS Griesheim in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga. Ein Gespräch über das Alter, über das Gefühl zwischen den jungen Hüpfern nicht aufzufallen und über die Frage, ob ein früherer Wechsel vom Schwimmen zum Triathlon mehr Erfolg gebracht hätte.
[[$GalleryElement? &unique_idx=`2` &layout_id=`6` &layout_column=`col2` &layout_idx=`0` &layout_title=`` &lightbox=`0` &thumbnail=`` ]]Franziska, du hast seit letztem Jahr mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Eigentlich wolltest du schon bei den Finals in Berlin 2019 dein Comeback geben.
Das Rennen in Berlin vor dem Fernseher zu verfolgen, war schon hart. Wir sind Dritte in der Gesamtwertung geworden, und ich konnte nichts dazu beitragen. Das war schon doof. Aber ich habe mich natürlich sehr für die Mannschaft gefreut.
Motiviert so ein Erfolg einen?
Das pusht einen, da arbeitet man noch einmal härter an sich, um 2021 wieder dabei zu sein. Es in einem Rennen mit dem Team auf das Podium zu schaffen, wäre etwas Tolles.
Ihr habt im Vorjahr Rang drei in der Gesamtwertung erreicht, obwohl ihr nie zu viert am Start gewesen seid.
Da schwebt natürlich immer die Frage über einem, ob das gut geht. In meinen Anfangszeiten in der Bundesliga waren wir eigentlich immer nur zu dritt am Start. Wir hatten immer Pannengas dabei. Aber wir hatten Glück - und sind immer alle durchgekommen.
Deine ersten Starts in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga hattest du 2014, nach deiner Schwangerschaft. Zuvor bist du nur in der Landesliga gestartet.
Mein geplanter Einstand in der Bundesliga 2013 hatte sich aufgrund der Schwangerschaft verschoben. Umso mehr war ich heiß darauf, dies in 2014 nachzuholen. Zudem hatte ich aufgrund der Elternzeit den Kopf frei und mehr Zeit zum Trainieren. Es gab Leute, die haben mir gesagt: Die Schwangerschaft ist wie ein Trainingslager. Und ich muss sagen: es stimmt. Die ersten Jahre nach der Entbindung waren meine besten Jahre im Triathlon. Es hat damals einfach alles gepasst und ich hatte immer viel Spaß.
Du wirst bald 43 Jahre alt. Wie schwer ist es denn, mit den jungen Hüpfern mitzuhalten?
(lacht) Ich bin froh, wenn ich es noch kann. Ich merke, dass ich etwas tun muss. Ich werde schließlich nicht mehr schneller, während die 20-Jährigen sich noch stetig weiterentwickeln. Aber es klappt noch ganz gut.
Ist es schwer, das zu akzeptieren?
Ich finde das Format der Bundesliga richtig toll. Ein 20. Platz in einem Bundesligarennen macht mir mehr Spaß als ein Sieg bei irgendeinem Wettkampf. Mir ist bewusst, dass in der Bundesliga viele gute Athletinnen am Start sind. Da denkt man natürlich schon manchmal: Wenn ich noch so schnell schwimmen könnte wie früher, dann …
Würdest du gerne mit einer jungen Athletin tauschen?
(überlegt) Was heißt tauschen? Ich bin als Mädchen leitungsorientiert geschwommen und erst nach dem Studium zum Triathlon gekommen. Rückblickend wäre es natürlich schon interessant zu wissen, was möglich gewesen wäre, wenn ich früher mit dem Triathlon begonnen hätte. Ich denke schon manchmal drüber nach, aber ich bin jetzt nicht neidisch auf die jungen Athletinnen.
Warum bist du nicht in jüngeren Jahren zum Triathlon gewechselt?
Mich hat der Triathlon immer gereizt, ich habe oft zu hören bekommen, dass ich als kleine, zierliche Person im Triathlon besser aufgehoben sei als beim Schwimmen. Aber alle meine Freunde sind damals geschwommen. Ich wusste immer: irgendwann werde ich Triathlon machen. Aber damals war einfach nicht der richtige Zeitpunkt.
Bereust du trotzdem den späten Start in die zweite Sportkarriere?
Rückblickend wäre es schön gewesen, wenn ich Triathlon früher ausprobiert hätte. Von der körperlichen Konstitution und dem Talent bin ich im Triathlon auf jeden Fall deutlich besser aufgehoben. So stellt sich natürlich schon manchmal die Frage, was hätte ich erreichen können? Mein Potential hätte ich schon gerne ausgereizt und geschaut, wohin mich der Weg führt. Ich muss aber auch sagen, dass ich im Schwimmen eine schöne Zeit und viel Spaß hatte.
Wie lange wirst du in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga noch mithalten?
Meine Zeit ist mit Sicherheit begrenzt und wird nicht mehr ewig anhalten. Irgendwann müssen auf jeden Fall die jungen Athletinnen ran.
Macht es eigentlich Spaß, ab und an mal die Jugend abzuhängen?
(überlegt) Ich bin da emotionsfrei. Ich weiß gar nicht, ob das von den jungen Athletinnen so wahrgenommen wird. Ich fühle mich jedenfalls nicht als Omi, sondern als eine von unserem Team, als eine der Starterinnen. Aber ich binnatürlich auch über jeden Platz, den ich besser bin, glücklich. Ich freue mich eher, wenn ich es schaffe, andere Sportler (und noch mehr Männer) auf dem Rad zu überholen, mit dem Radfahren habe ich es ja nicht so (lacht).
Hast du schon mal von einer jungen Athletin Anerkennung bekommen, dass du mit über 40 noch so schnell bist?
Konkret nicht. Vor zwei, drei Jahren isteine Athletin aus Köln, die etwa in meinem Alter ist, auf mich zugekommen mit den Worten: Keine von uns ist hier alleine die alte Omi. Ich nehme es so wahr, als wenn es als normal angesehen wird, dass man mit über 40 noch in der Bundesliga starten kann. Und das wäre ja schön und ist Anerkennung genug. Es sind eher „ältere“ Sportler oder Freunde die es toll finden, dass ich in der Bundesliga noch mithalten kann. Aber ich drängle mich da nicht rein, wenn die Jüngeren starten wollen und auch schneller sind. Schlussendlich geht es um das Team.