"Mir ist irgendwann klar geworden, dass es für Olympia oder ganz vorne nicht reichen wird"
20.10.2022 – thorsten eisenhofer
Rebecca Bierbrauer (TSV Amicitia Viernheim) ist eine der schnellsten Läuferinnen in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga. Schwächen im Schwimmen verhindern ganz große Ambitionen, sodass es im Leben der 18-Jährigen noch andere wichtige Dinge neben dem Triathlon gibt. Diese Woche beginnt sie ein Praktikum an einer Reha-Klinik, Anfang kommenden Jahres will sie dann ihr Abitur ablegen.
Rebecca, wie gut lassen sich Sport und Schule vereinbaren?
Ich werde mich in den kommenden Wochen sehr auf die Schule fokussieren. Mir ist es wichtig, ein gutes Abitur zu machen. Danach möchte ich ein paar Monate ins Ausland gehen.
Wie gut verträgt sich das mit dem Sport?
Mir ist irgendwann klar geworden, dass es für Olympia oder ganz vorne nicht reichen wird. Aber ich hoffe, dass ich vor Ort trotzdem gute Trainingsmöglichkeiten mit einer Gruppe habe. Ich würde in der kommenden Saison gerne bei einigen Rennen in der Bundesliga starten. Das bedeutet mir sehr viel.
Welche Ziele hast du in der Bundesliga?
Ich will Spaß mit meinem Team haben, für das ich sehr gerne starte, und einige Top-30-Platzierungen erreichen. Ich denke, das ist realistisch, auch mit dem Trainingsaufwand, den ich im Vergleich zu anderen Athletinnen betreibe - und vor allem betreiben möchte.
Rebecca Bierbrauer hätte vor ein paar Jahren an einen Stützpunkt wechseln können. Das Talent dafür hatte sie. 2019 gewann sie den Deutschen Meistertitel in der weiblichen Jugend B - vor Felipa Herrmann, in diesem Jahr Zehnte der Junioren-WM. Bierbrauer schaute sich den Stützpunkt in Saarbrücken an, machte eine Probewoche im Internat. Sie entschied sich dann jedoch dafür, weiter auf ihre gewohnte Schule zu gehen, in ihrem gewohnten Umfeld zu trainieren.
Hast du den Schritt im Nachhinein bereut?
Ich fand es in Saarbrücken sehr cool, der Stützpunkt ist echt der Hammer. Aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe, wie ich es gemacht habe – auch wenn die Trainingsbedingungen in Trier nicht so gut sind wie an einem Stützpunkt und ich viel alleine trainieren muss.
Aber ich bin auch froh, dass ich abends nicht um 23 Uhr Geburtstagsfeiern verlassen muss, weil ich am nächsten Morgen unbedingt trainieren muss.
Auf die erfolgreiche Saison 2019 – Bierbrauer gewann neben dem bereits erwähnten DM-Titel auch den Jugendcup in Goch und die Cup-Gesamtwertung – folgten zwei schwierige Jahre. 2020 bedingt durch die Corona-Pandemie, 2021 bedingt durch eine Überlastung der Sprunggelenke in Folge von zu viel Lauftraining in der Zeit der pandemiebedingten Schwimmbadschließungen.
Wie hart waren die Jahre 2020 und 2021 für dich?
Das hat mich sehr lange beschäftigt. Die zwei Jahre haben sich gefühlt sehr lange gezogen. Vor allem mental war es nicht einfach. Als ich wieder richtig fit war, habe ich vor allem gemerkt, wieviel Spaß es mir bereitet, bei Wettkämpfen zu starten.
Die Phase hat mir aber auch gezeigt, dass mein Weg der richtige ist, dass ich den Sport zwar sehr mag, es aber auch gut ist, dass ich nicht die ganz großen Erwartungen zu erfüllen habe.
2021 hatte dann aber noch einen besonderen Moment für dich parat, dein erstes Bundesliga-Rennen.
Ich hatte damals nicht gedacht, dass ich in diesem Jahr noch mein Bundesliga-Debüt geben kann. Eine Woche vor dem Rennen in Saarbrücken hat mich dann Peter (Grüber, Teamleiter der Viernheimerinnen, Anm. d. Red.) angerufen und gesagt, dass er mit mir plant. Er hat mich motiviert, das hat mir viel bedeutet.
Bierbrauer reiste zu ihrem Bundesliga-Debüt sehr aufgeregt an, die Teamkolleginnen allerdings waren sehr entspannt, was auch Bierbrauers Nervosität bei dem als Teamrennen ausgetragenen Wettkampf wieder einpegelte. Rang sieben sprang heraus. In diesem Jahr startete Bierbrauer in Berlin als Zusatzstarterin (und wurde 25te), in Hannover(Fünfte mit dem Team) und überzeugte vor allem als 18te am Schliersee.
Hattest du mit solch einer Top-Platzierung gerechnet?
Ich hatte nicht gedacht, dass es ein so gutes Ergebnis werden kann. Die Strecke kam mir sicherlich entgegen, ich konnte mein weniger gutes Schwimmen auf dem Rad wieder wettmachen und mich Platz um Platz verbessern.
Das Schwimmen ist und bleibt deine Schwäche.