Maurice Herwig: "Meine Tage bestanden eigentlich nur aus Schlafen, Training und Lernen"

26.11.2020 –  Thorsten Eisenhofer

Maurice Herwig (Team Brille1 KSV Baunatal) hat dieses Jahrsein Debüt in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga gegeben. Ein Gesprächüber Triathlon als Spätstarter, Triathlon als…

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Maurice Herwig (Team Brille1 KSV Baunatal) hat dieses Jahr sein Debüt in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga gegeben. Ein Gespräch über Triathlon als Spätstarter, Triathlon als schwacher Schwimmer und Triathlon in fünf Jahren.

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Maurice, nach dem Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga in Saarbrücken hast du in einem Post in den Sozialen Medien geschrieben, du müsstest nun endlich mal schwimmen lernen …

Schwimmen ist meine schwächste Disziplin, da ist das Niveau in der Bundesliga noch einmal ein ganz anders. In der Zweiten Liga bin ich auch nie vorne mit aus dem Wasser gekommen, konnte aber auf dem Rad die Lücke zufahren, zum Teil alleine. In der Bundesliga hat man da keine Chance. Das ist ein riesen Unterschied und ich war schon froh, dass ich in meinem Lauf nach dem Schwimmen nicht Letzter war.

Mit Schwimmtraining angefangen hast du erst vor rund sechs Jahren, mit 16.

Ich trainiere auch nicht zehn Mal die Woche Schwimmen, sondern dreimal die Woche. Ich weiß, dass ich noch Potential habe.

Dein Hauptaugenmerkt liegt mittlerweile auf der Mitteldistanz. Wie wichtig sind die kurzen, schnellen Rennen noch für dich?

Sie sind für meine Grundschnelligkeit sehr wichtig. Außerdem kann ich viel Erfahrung sammeln und das Drumherum um die Bundesligarennen mit dem Team macht so viel Spaß. Die Rennen in der Bundesliga sind für mich etwas Besonderes. Wir haben zwei Jahre um den Aufstieg gekämpft und es 2019 dann geschafft. Und jetzt starte ich gegen Athleten, die ich nur aus dem Fernsehen kenne. Das ist schon cool.

2019 lief richtig gut für dich, du hast unter anderem den Ironman 70.3 in Slowenien in Streckenrekord gewonnen.

Ich habe das ganze Jahr auf das Rennen hintrainiert, aber mit dem Sieg habe ich nicht gerechnet.

Wachsen durch solch einen Erfolg die Ansprüche?

Klar, man will natürlich auf diesem Niveau bleiben und sich weiterentwickeln. Für mich war schnell klar, der nächste Schritt ist, eine Profilizenz zu lösen. Ich habe in Slowenien ein Rennen overall gewonnen. Ich hätte natürlich die Ironman-70.3-WM 2020 in meiner Altersklasse anpeilen können. Aber die hätte in Neuseeland stattgefunden und das wäre mit hohen Kosten verbunden gewesen.

Nach dem Höhenflug 2019 kam dann der Tiefschlag Corona-Pandemie.

Da bin ich erst einmal in ein Motivationsloch gefallen. Für mich folgen die wichtigen Jahre auf der Mitteldistanz und vielleicht auch mal auf der Langdistanz allerdings erst in vier, fünf oder sechs Jahren. Daher war 2020 für mich ein gutes Übergangsjahr. Ich konnte das Jahr gut nutzen, um mich in allen drei Disziplinen zu verbessern. Das ist für meine Entwicklung gut, auch wenn es aus motivationaler Sicht nicht immer leicht war. Aber ich habe mir dann immer gesagt, du machst das für die Wettkämpfe 2021.

Es kann also sein, dass du in fünf Jahren dem Jahr 2020 sogar dankbar bist?

So direkt würde ich das nicht sagen. Ich hätte 2020 lieber ein ganz normales Wettkampfjahr gehabt. Aber ich konnte das Sommersemester auch super nutzen, um mehr für die Universität zu tun. Ich habe von den Vorlesungen her fast zwei Semester in eines gepackt. Meine Tage bestanden eigentlich nur aus Schlafen, Training und Lernen. So kann ich 2021 jedoch noch mehr Zeit in den Sport investieren.

Du hast erst im Alter von 16 Jahren mit dem Triathlon begonnen.

Ich habe bis 14 Fußball gespielt. Erst mit 17 habe ich dann angefangen, Triathlon leistungssportorientiert zu betreiben. In der Bundesliga gibt es zwar viele Athleten, die jünger sind als ich, die aber schon mehr Trainingsjahre absolviert haben.

Wann hast du gemerkt, Triathlon ist mehr als ein Hobby?

Am Anfang habe ich bei einem Dorf-Triathlon mitgemacht. Ich bin mit einem 25 Jahre alten Rennrad gefahren und habe 1:15 Stunden für die Sprintdistanz gebraucht. Dann habe ich mich immer weiter gesteigert und Jahr für Jahr große Sprünge gemacht. Der größte war zur Saison 2018 hin. Da habe ich im ersten Rennen der Saison der Zweiten Liga Süd Rang zwei in der Einzelwertung erreicht. Meine beste Platzierung im Vorjahr war Rang 48 gewesen, mein Ziel eigentlich nur eine Top-30-Platzierung.

Dann musstest du wohl deine Ziele angleichen.

Mein Ziel war dann natürlich, einen Zweitliga-Wettkampf zu gewinnen. Ich bin zweimal Zweiter, einmal Dritter und einmal Vierter geworden. Zum Sieg hat es leider nur mit der Mannschaft 2019 in Baunatal gereicht.