Robin Willemsen: "Ich bin mit Handschuhen, Mütze und Haube geschwommen"
03.11.2020 – Thorsten Eisenhofer
Robin Willemsen von W+F Münster startet seit drei Jahren in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga. Sein Ziel: die großen zu ärgern. Ein Gespräch über Schwimmen mit Mütze und Handschuhen, Trainingskollegen, die zugleich Freunde sind und das Leben als Nicht-Profi.
[[$GalleryElement? &unique_idx=`2` &layout_id=`6` &layout_column=`col2` &layout_idx=`0` &layout_title=`` &lightbox=`0` &thumbnail=`` ]]Robin, was dir triathlonmäßig von diesem Jahr am meisten in Erinnerung bleiben wird, sind wohl deine Schwimmeinheiten im Frühjahr.
Im März bin ich bei sechs Grad Celsius Wassertemperatur im See schwimmen gegangen. Das war so kalt, dass ich nicht nur einen Neoprenazuug getragen habe, sondern auch Handschuhe, Mütze und eine Haube. Ansonsten wäre mir alles abgefroren. Der nächste See ist allerdings 30 Kilometer von meinem Wohnort entfernt. Und ich hatte nicht immer die Möglichkeit, drei Stunden Zeit für ein Schwimmtraining zu investieren.
Was war die Alternative?
Ein Bach.
Ein Bach?
Ja, das war natürlich nicht ganz so ideal, vor allem, weil der Bach nur einen Meter tief ist. Wenn man den Armzug richtig durchzieht, berührt man den Grund. Aber irgendwie musste ich ja auf meine Kilometer kommen.
Wie bist du auf die Idee gekommen?
Ich habe einfach gedacht, das musst du mal ausprobieren. Mit zehn Grad Celsius ist es auch wärmer gewesen als im See. Sechs Grad sind echt kalt. Da denkst du beim Untertauchen, du kriegst gleich keine Luft mehr.
Hat da nicht der eine oder andere über dich den Kopf geschüttelt, als du in einem Bach schwimmen gegangen bist?
Natürlich hat man von anderen Triathleten den einen oder anderen Spruch zu hören bekommen. Das war aber alles lustig gemeint. Die fanden alle cool, was ich gemacht habe.
Welche Bedeutung haben die Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga für dich?
Ich finde es echt geil, mich mit 80 verdammt guten Leuten zu messen. Auch wenn ich weiß, dass einige davon besser abschneiden werden als ich.
Ein 18. Rang in Düsseldorf war dein bisher bestes Bundesligaresultat.
Damit bin ich sehr zufrieden. Ich arbeite 40 Stunden die Woche als Elektriker. Das ist eine körperlich anstrengende Arbeit mit Kabelziehen und ähnlichen Aufgaben. Das ist nicht zu vergleichen mit einem Studenten, der 15 Stunden die Woche an der Uni ist. Mein Ziel ist es, all diejenigen, die bessere Voraussetzungen als ich haben, also die Profis und Halbprofis, so gut wie möglich zu ärgern und zu besiegen. Daran habe ich Spaß, das finde ich cool.
Wie anstrengend ist dein Tagesablauf?
Ich arbeite von sechs bis 16 Uhr. Anschließend gehe ich schwimmen und danach laufen oder Rad fahren. Gegen acht, halb neun komme ich nach Hause, esse noch etwas und gehe dann schlafen. Am Wochenende trainiere ich täglich bis zu siebeneinhalb Stunden. Das ist natürlich eine Belastung. Aber es macht Spaß und ist mit gutem Zeitmanagement auch hinzubekommen.
Fällt es dir nicht manchmal schwer, das durchzuziehen?
Natürlich hat man immer mal Tage, an denen man keine Lust hat oder total fertig ist. Dann muss man halt mal einen Tag rausnehmen. Aber im Großen und Ganzen bin ich immer sehr motiviert. Ich denke vor dem Training schon an das Gefühl nach dem Training wie es sich anfühlt, wenn man sich total abgeballert hat. Das lässt mich die Schmerzen gut ertragen.
Denkst du manchmal, so ein Leben als Profi wäre ein bisschen einfacher?
Natürlich wäre das cool. Natürlich gibt es Tage, an denen ich denke, hätte ich doch Abitur gemacht und darauf gepokert, es zum Profi zu schaffen. Aber wie viele, die das hoffen, verdienen damit Geld? Die meisten können den Weg doch nur gehen, weil sie von ihren Eltern unterstützt werden. Das Risiko, auf die Schnauze zu fliegen und mit 30 keine wirkliche Zukunft zu haben, war mir einfach zu groß. Deshalb habe ich mit 16 gesagt: Ich beginne eine Ausbildung und mache den Triathlon nebenher. Und ich muss auch sagen: Ich bin froh, mich so entschieden zu haben.
In die 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga hast du es auch auf deinem Weg geschafft. Und auch der Weg mit W+F Münster in die Bundesliga war ja ein besonderer.
2016 ging es für Münster gegen den Abstieg aus der Zweiten Liga. Beim Rennen in Hannover haben dann Cedric und Jonas Osterholt, Eric Bennemann und ich unser Debüt gegeben. Wir sind Dritter geworden und haben so den Klassenverbleib geschafft. Eineinhalb Jahre später waren wir dann in der Bundesliga.
Noch immer mit einem ähnlichen Kader wie früher.
Es ist mega geil, dass wir mit der damaligen Trainingsgruppe nun in der Bundesliga starten. Wir sind ein richtiges Team mit einem starken Zusammenhalt, sind Freunde, die auch Silvester zusammen feiern.