"Ist unrealistisch, das Teamergebnis komplett richtig vorherzusagen"
14.11.2024 – thorsten eisenhofer
Vincent, du versuchst die Ergebnisse mit Hilfe des Triathlon Forecasts vorherzusagen. Wie bist du auf diese Idee gekommen?
Ich habe vor meinen Starts im BWTV-Nachwuchscup immer versucht einzuschätzen, wie ich platzierungstechnisch abschneiden werde, beziehungsweise ob ein Ergebnis deutlich besser oder schlechter ist als erwartet. Dafür habe ich in eine Excel-Tabelle eingetragen, wie oft ich vor beziehungsweise hinter einem Konkurrenten war.
Das direkte Duell war also der Vergleichswert?
Genau. War ich zweimal vor und einmal hinter ihm, habe ich mich vor diesen Konkurrenten gerankt. War ich dreimal hinter und einmal vor ihm, entsprechend hinter ihm. So konnte ich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit meine Platzierung vorhersagen. Und ich muss sagen: Die Vorhersage war recht genau.
Das Eintragen in die Tabelle war aber viel Arbeit.
Im Laufe der Zeit habe ich das Ganze mit einem selbst geschriebenen Skript professionalisiert. Das erlaubt mir, die Ergebnisse automatisch einzulesen und nicht mehr händisch in eine Excel-Tabelle abtippen zu müssen.
Grundlage ist aber weiterhin der direkte Vergleich der Leistungen zweier Athletinnen beziehungsweise Athleten bei Rennen x beziehungsweise mehreren Wettbewerben.
Wie kam es dazu, dass du die Vorhersagen auf Instagram geteilt hast?
Ich habe das erst für mich gemacht. Als ich dann in der Liga gestartet bin, habe ich es intern in der Mannschaft rumgeschickt.
2022 fand der finale Wettkampf der 2. Liga in Hannover statt, wie auch das Finale der 1. Liga. Da hatte ich auf der Zugfahrt viel Zeit und habe eine Prognose für die 1. Liga erstellt und auf Instagram geteilt. Es folgte die 2. Liga Süd und auf Wunsch von Nord-Aktiven auch die 2. Liga Nord.
Wie ist das Feedback?
Negatives Feedback für den Forecast an sich habe ich noch nie bekommen. Es gibt einige Athletinnen und Athleten, die sich bedanken. Manchmal bekomme ich auch Nachrichten, dass ich eine Athletin oder einen Athleten grundlegend falsch eingeschätzt habe.
Woran liegt das?
An der recht dünnen Datenmenge, die ich nutze. Ich greife für jeden Forecast auf die Ergebnisse der aktuellen Saison der 1. und 2. Liga zurück, die dann stärker gewichtet werden. Hinzukommen die Resultate der beiden Jahre zuvor. Teilweise nehme ich noch Europacuprennen und Wettbewerbe wie die Deutschen Nachwuchsmeisterschaften auf. Das mache ich vor allem wenn ich sehe, dass es für eine Athletin oder einen Athleten keine oder nur wenige Ergebnisse gibt.
Es kann also sein, dass für die Leistung einer Starterin oder eines Starters ohne bisheriges Bundesligarennen nur ein Resultat aus einem internationalen Wettkampf herangezogen wird.
Und es wird immer das Ergebnis im Vergleich zu einem deutschen Startenden gesehen. Natürlich beeinflusst es die Vorhersage, wenn zum Beispiel nur eine Deutsche oder ein Deutscher in diesem Wettkampf am Start waren und sie oder er an diesem Tag über- oder unterperformt haben.
Eigentlich bräuchtest du also mehr Daten.
Dafür bräuchte ich mehr Zeit (Vincent arbeitet als Bioinformatiker am Uniklinikum Freiburg, Anm. d. Red.).
Die Ergebnislisten sind leider nicht alle gleich aufgebaut, sodass ich vor dem Einlesen oftmals die Resultate händisch bearbeiten müsste.
Apropos Zeit. Wie viel Zeit nimmt eine Prognose in Anspruch?
Etwa eine Stunde.
Ärgerst du dich manchmal, wenn du mit deiner Vorhersage daneben liegst?
Nein, natürlich habe ich den Ehrgeiz, es bestmöglich vorherzusagen. Aber es spielen so viele Faktoren eine Rolle, wie ein Rennen ausgeht. Und wenn meine Prognose jedes Mal exakt stimmen würde, müsste der Wettkampf gar nicht mehr ausgetragen werden.
Es ist zum Beispiel unrealistisch, das Teamergebnis eines Bundesligarennens komplett richtig vorherzusagen. Mir geht es vor allem darum, Spaß zu haben und das wahrscheinlichste Ergebnis vorherzusagen.
Eine genaue Beschreibung wie der Forecast funktioniert, findet ihr hier.