Anton Schiffer: "Für mich geht es vor allem darum, eine schöne Zeit zu haben"
09.12.2020 – Thorsten Eisenhofer
Anton Schiffer (Pro Athletes KTT01) blickt auf mittlerweile fünf Jahre in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga zurück. Wir haben mit ihm über den Verzicht von Partys gesprochen, er hat uns verraten, warum Olympia 2024 nicht sein Ziel war und ist und erklärt, warum für ihn Sport mehr ist als nur das Streben nach Siegen.
[[$GalleryElement? &unique_idx=`2` &layout_id=`6` &layout_column=`col2` &layout_idx=`0` &layout_title=`` &lightbox=`0` &thumbnail=`` ]]Anton, du bist jetzt 21 Jahre. Wenn du auf den 17-jährigen Anton zurückschaust, wen siehst du da?
Ich war damals sehr ambitioniert dabei, habe im Training nie geschludert, war seit zwei Jahren im Landeskader. Später habe ich es dann sogar mal für ein Jahr in den Bundeskader geschafft. Aber in meinem Jahrgang gab es immer zwei, drei Athleten, die besser waren. Deshalb habe ich damals schon realistisch einschätzen können, dass es für mich nicht zu den ganz großen Erfolgen reichen wird.
Ist es schwer gewesen, zu akzeptieren, dass es dann im DTU-Jugendcup oder bei Deutschen Nachwuchsmeisterschaften nicht zu ganz vorderen Platzierungen reicht?
Ich habe mich immer an meinen eigenen Leistungen gemessen. Für mich war eine Top-5-Platzierung ein genauso großer Erfolg wie für jemanden anders ein Sieg. Es gibt genügend Beispiele von Athlet*innen, die in der Jugendzeit alles gewonnen haben und jetzt nicht mehr dabei sind. Sie haben irgendwann aufgehört, als es mal nicht so gut lief, weil sie es gewohnt waren, immer zu gewinnen. So erfolgsverwöhnt war und bin ich nicht. Mir bedeutet der Spaß am Sport sehr viel. Für mich dreht es sich im Sport nicht nur ums Gewinnen, sondern vor allem darum, eine schöne Zeit zu haben.
Der Sport hat für dich also eine große Bedeutung.
Triathlon ist meine Leidenschaft. Ich trainiere gerne, ich starte gerne bei Wettkämpfen und ich kann aus dem Sport auch viel für das normale Leben mitnehmen. Zum Beispiel Disziplin oder das Wissen, dass man etwas erreichen kann, wenn man kontinuierlich daran arbeitet. Sport ist für mich auch eine Lebenseinstellung.
Für die du gerne auch Abstriche in anderen Bereichen machst?
Natürlich war es zu Schulzeiten so, dass ich oft sagen musste, ich bin beim Treffen oder beim Feiern nicht dabei. Aber es gab ja auch immer den Herbst und die trainingsfreie Zeit, in der man sich dann ausleben konnte. Sicherlich kommt als Leistungssportler das soziale Leben manchmal zu kurz. Aber dafür hat man ja auch die Trainingsgruppe. Hier haben sich viele enge Freundschaften entwickelt. Deshalb würde ich nicht sagen, dass ich Abstriche machen muss, sondern stattdessen viele positive Erfahrungen durch den Sport gemacht habe, die andere nicht gemacht haben.
Wie hast du das Triathlonjahr 2020 wahrgenommen?
Ich habe die wenigen Wettkämpfe, die möglich waren, umso mehr genossen. Die Freude, andere Athlet*innen wieder zu sehen, war sehr groß. Gerade beim Bundesligarennen in Saarbrücken. Die Bundesligastarter*innen sind für mich wie eine große Familie und ich freue mich immer, bekannte Gesichter zu sehen.
Welche Erinnerungen hast du an 2016, das Jahr, als du erstmals in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga gestartet bist?
Als junger Athlet war für mich das dabei sein an sich schon ein Highlight. Ich fand es cool, in einem Rennen mit vielen bekannten Athleten zu starten, habe mir wenig Gedanken über Platzierungen gemacht. Ich konnte meine Leistungsstärke damals auch noch nicht so gut einschätzen wie heute, war dann im Rennen doch überrascht, wie hoch die Geschwindigkeit und Leistungsdichte in allen drei Disziplinen war. Dennoch habe ich den Wettkampf und das Wochenende mit dem KTT sehr genossen.
Wie hart waren die ersten Rennen in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga für dich?
Beim Schwimmen musste ich schon viel einstecken.
In Form von dem ein oder anderen unabsichtlichen Schlag, den du abbekommen hast, oder in Form von Rückstand?
In Form des einen oder anderen Schlages, der dann meistens eine weniger gute Platzierung und damit einen größeren Rückstand nach sich gezogen hat. Aber mit der Zeit lernt man, sich an den entscheidenden Stellen besser durchzusetzen. Mittlerweile schaffe ich es meistens in die erste Radgruppe.
Gibt es einen Moment in der Bundesliga, der dir am präsentesten ist?
Die finalen Rennen einer Saison finde ich immer am besten.
Wegen der Abschlussparty?
Das auch (lacht). Ich finde, im letzten Wettkampf ist die Stimmung immer gelöster. Zudem hat mir in Rügen (Abschlussrennen in den Jahren 2017 und 2018, Anm. d. Red.) die Radstrecke gut gefallen und ich fand es toll, zu Beginn des Schwimmens ins Meer zu laufen. In Berlin (Abschlussrennen der Saison 2019, Anm. d. Red.) war die Kulisse mit den zahlreichen Zuschauern an der Strecke überwältigend und ich fand es schön, dass der Wettkampf in die Großveranstaltung die „Finals“ eingebettet war. Wir haben nach unserem Rennen noch bei den Leichtathletikwettbewerben vorbeigeschaut, die Rennen von Richard Ringer und Gesa Krause gesehen.
Was hast du durch die Bundesligarennen gelernt?
Die Lockerheit zu bewahren. Wenn man die bekannteren Namen beobachtet, dann fällt einem als jungem Athleten auf, dass die beim Einchecken in die Wechselzone gelassener sind. In den Rennen des DTU-Jugendcups ging es zwischen den Athlet*innen immer viel verbissener zu. In der Bundesliga wird während des Rennens auch um jeden Platz gekämpft. Aber vorher und nachher geht es viel freundschaftlicher zu.
Welche Ziele hast du noch für Bundesligarennen?
Ich sehe schon noch Potential in allen drei Disziplinen. Ich habe schon das eine oder andere Mal eine Top-15- oder Top-20-Platzierung erreicht. Daran würde ich gerne anknüpfen. Eine einstellige Platzierung wäre ein Traum, den zu erreichen, wird aber sicherlich nicht einfach.