Luca Fahrenson: "Gehe Risiken ein, weil ich denke: wer nichts wagt, der nichts gewinnt"
08.12.2020 – Thorsten Eisenhofer
Luca Fahrenson (Triathlon one Witten) verrät im Interview, warum er vor Wettkämpfen nun weniger Youtube-Videos schaut, warum der Spruch „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt“ gute und schlechte Seiten hat und warum ein Pool in den heimischen Garten kam.
[[$GalleryElement? &unique_idx=`2` &layout_id=`6` &layout_column=`col2` &layout_idx=`0` &layout_title=`` &lightbox=`0` &thumbnail=`` ]]Luca, Triathlon ist bei euch Familiensport.
Ja, mein Vater war früher Triathlet und meine beiden jüngeren Geschwister sind ebenfalls Triathleten.
Trotzdem hast du, wie viele Kinder, erst einmal mit Fußball begonnen.
Mein Problem war, dass mein Schuss zu schwach ist. Ich wollte immer mit dem Ball ins Tor laufen. Mein Papa hat mich, als ich acht Jahre alt war, gefragt, ob ich mal einen Triathlon machen möchte. Ich habe gleich gewonnen. 2010 bin ich dann nach Witten gegangen, da hat meine Karriere so richtig angefangen. Seit drei Jahren bin ich nun in Essen im Internat.
Im März, als es den ersten Corona-Lockdown gab, warst du zu Hause – und konntest schwimmen.
Ja, wir haben uns kurz vor dem Lockdown einen Pool für den Garten bei einem großen Discounter gekauft. Der war jetzt nicht riesig, aber mit einem Teraband konnte man schwimmen. Ich habe zwar immer den Boden mit den Händen berührt bei den Schwimmzügen, weil der Pool nur 1,30 Meter tief ist und ich lange Arme habe, aber es war besser als nichts. Anfangs mussten wir sogar mit Neoprenanzug im Pool schwimmen, weil die Wassertemperatur nur bei zehn, zwölf Grad Celsius lag.
Im Sommer, als wieder Wettkämpfe stattfinden konnten, ist dir dann ein unglückliches Malheur passiert.
Ich habe mir rund zwei Monate vor dem Wettkampf der Bundesliga in Saarbrücken das Handgelenk gebrochen. Beim Wechseltraining bin ich mit Felipa Herrmann zusammengestoßen und auf die Hand gefallen. Der Knochen zum Daumen war gebrochen. Ich konnte erst in der Woche vor Saarbrücken wieder mit Schwimmen anfangen. Ich bin froh, dass ich starten konnte, für mich sind die Rennen in der 1. Bundesliga immer eine gute Übung.
Dein erstes Rennen in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga hast du im vergangenen Jahr in Tübingen absolviert. Was nimmst du aus solchen Rennen mit?
Ich war unter anderem mit den beiden Lehmann-Brüdern und Frederic Funk in einem Team. Das sind natürlich schon Namen, die etwas erreicht haben im Triathlon. Da konnte ich mir einiges abschauen. Der Wettkampf war ja erst nachmittags und Frederic meinte morgens, lass uns eine Runde Radfahren gehen. Das hätte ich alleine nicht gemacht. Ich hätte mich bis zu dem Wettkampf relativ wenig bewegt. Die großen Jungs haben mir aber beigebracht, dass man sich den ganzen Tag über bewegen, quasi langsam aufwärmen muss. Es war auch interessant zu sehen, was sie essen, dass sie am Abend vor dem Wettkampf nicht noch das eine Youtube-Video anschauen, sondern lieber eine halbe Stunde früher ins Bett gehen und am nächsten Morgen lange schlafen, um möglichst ausgeruht zu sein.
Dann hast du dir hoffentlich einiges abgeschaut, denn im nächsten Jahr geht es für dich als älterer Junioren-Jahrgang um richtig was.
Unter anderem gibt es Junioren-Welt- und Europameisterschaften. Ich werde hart weiterarbeiten und bin optimistisch, dass ich an einem guten Tag und wenn ich mental gut drauf bin, eine Chance habe. Aber ich muss vom Kopf her bereit sein. 2019 in den Rennen des DTU-Jugendcups war ich in Jena auf einem guten Weg, in Grimma wollte ich zu viel und in Goch bin ich gestürzt. Das waren alles selbstverschuldete Fehler und ich hoffe, ich habe daraus etwas gelernt.
Du willst im Wettkampf oftmals zu viel?
Ja, ich mache mir in Rennsituationen oftmals zu wenig Gedanken, beziehungsweise gebe einfach Gas, ohne mir über die Konsequenzen für den weiteren Rennverlauf und den Rennausgang bewusst zu sein. Ich muss lernen, einen Wettkampf mehr mit dem Kopf zu bestreiten. Ich gehe Risiken ein, weil ich denke: wer nichts wagt, der gewinnt nichts. Für das Training ist das gut, weil ich somit große Sprünge mache. Für den Wettkampf ist es nur bedingt gut. Aber aus solchen Fehlern lerne ich, werde besser und gewinne irgendwann mal Rennen.